Sonntag, 11. September 2011

Libyen: "Rebellen" vor Bani Walid frustriert

Update 19.00 Uhr
12 Tote und viele Verletzte gab es im Nafusa-Gebirge nachdem zwei NATO-Rebellen-Gangs aus Gharyan, Kikla und Asabah am Sonntag im Westen Libyens aufeinander losgingen.

Die NATO hat gestern ihre Bombardements weiter verstärkt. In 112 Einsätzen wurden 50 Luftangriffe auf Bani Walid, Sebah, Waddan und Sirte geflogen.
Trotzdem wurden die Städte erfolgreich verteidigt und die Contras vor Bani Walid zurückgeschlagen.
Die deprimierte Stimmung der „Rebellen“ um Bani Walid gibt ganz gut der folgende – von uns übersetzte und leicht gekürzte - Bericht von CNN wieder.

Kämpfer frustriert weil Gaddafi-Getreue Angriff standhalten
September 10, 2011
Die Anti-Gaddafi-Kämpfer sortieren sich neu, nachdem sie vor Bani Walid zurückgeschlagen wurden. Sie schießen vor Frustration in die Luft. Die Gaddafi-Truppen sind in der Überzahl, besser ausgerüstet und besser ausgebildet als erwartet. Die Spannungen zwischen „Rebellen“ und Journalisten nehmen zu. Anti-Gaddafi-Kämpfer wurden von Bani Walid, einer von den drei großen Städten die unter Kontrolle der Regierung sind, zurückgeschlagen. Die „Rebellen“ mußten sich 10 Kilometer zurückziehen und schießen aus Frust alles was sie haben in die Luft – Kalaschnikows und ihre Flak-Kanonen, sonst aus Freude, signalisiert es hier eine dunkle Stimmung.
Nach einer Weile fliegen Raketen und Kugeln über die Köpfe und die „Rebellen“ ziehen sich zwei weitere Meilen zurück. Die Rückschläge vom Samstag offenbaren einige der Schwächen der Opposition, u. a. den Mangel an einheitlicher Befehlskette, um die Kräfte zusammen zuziehen. Spannungen zwischen „Rebellen“ und dem NTC. Die einen wollen angreifen, die anderen wollen, dass sie abwarten. Tripolis und Bengasi sind eingenommen und nun ist aber der Sieg über die letzten Bastionen außer Reichweite. Die Kämpfer zeigen mehr Zögern, vielleicht unwillig, sich im letzten Stück eines monatelangen Kampfes töten zu lassen. Die Leute sind ausgerüstet mit AK 47, Flak-Kanonen, Maschinengewehren und kleinen Raketenwerfern, doch sie haben keine Panzer und gepanzerte Fahrzeuge.
Zuweilen gibt es mehr Journalisten als Kämpfer, mit bis zu 150 wahrscheinlich der größte Medienpulk der hier gesehen wurde, am Samstag zusammen mit den Kämpfern. Manchmal bricht in hitzigen Wortwechseln mit den Journalisten der Frust durch, wenn  die „Rebellen“ ihnen vorschreiben wollen, was sie filmen dürfen und was nicht. Das Verhältnis zu den Medien ist ein Barometer dafür wie der Kampf läuft. Die Flugzeuge über den Köpfen sind höchstwahrscheinlich von der NATO, vielleicht die Gaddafi-Getreuen in Bani Walid angreifend.
Die Oppositionskräfte wissen nicht wie viele Gaddafi-Getreue in der Stadt sind, doch sie glauben, dass sie schwer bewaffnet sind, mit Maschinengewehren und Raketen. Zwei Gaddafi-Söhne sollen dort sein. Saif und Mutassim.  Im Moment „in der Rückenlage“  überprüfen die bunt zusammengewürfelten „Rebellen“ ihre Möglichkeiten und hoffen wohl, die NATO wird irgendwie den Weg freimachen und den Konflikt beenden. Als eines Fahrzeuge auf dem Weg von Bani Walid vorbei kommt schreit ein Kämpfer: „Wo bist Du NATO?“
Einer der seltenen Berichte über die wirkliche Situation. Die libysche Armee hält weit aus mehr Gebiete des Landes als die NATO und die Medien eingestehen wollen und ist trotz NATO-Bombardements in der Lage zu verteidigen.
Die sogenannten "Freiheitskämpfer" sind ohne die NATO absolut unfähig. Doch die Situation wird die Wut und die Aggressivität der NATO anheizen. Wir sind bei den Opfern der "bomb carpets" von Sirte und Bani Walid.

Der CNN-Bericht konterkariert den Al Jazeera-Bericht vom "glücklichen Kommandeur" von gestern.