Montag, 22. August 2011

Libyen: Goliath als Meerjungfrau

Hinweis: Der aktuelle Ticker zur Lage in Libyen wird fortgeführt - unten (21. August) .

Das Maß war voll
Was wir in Libyen erleben, ist eine konzertierte Aktion der NATO-Staaten. Es geht nicht nur um Öl. Die Strategie zielt auf die dauerhafte Kontrolle der arabischen und der afrikanischen Staaten und ihrer Bodenschätze ab. Gaddafi drohte Afrika vom Dollar unabhängig zu machen. Er schuf ein riesiges künstliches Wasserversorgungsystem. Libyen hatte den höchsten sozialen Standard in Afrika. Er musste weg. Der Vorwand ist bis heute, er sei ein "Machthaber" und es gäbe in Libyen keine Demokratie. Bei den arabischen Verbündeten stört das die NATO nicht.

Marionetten
Es begann mit den gewaltsamen Provokationen des 15.  und 17. Februar 2011. Wie im Irak-Krieg wurden Lügen in die Welt gesetzt und von Konzern- und Systemmedien der NATO verbreitet, um einen Krieg gegen Gaddafi beginnen zu können. Die „Bombardements der eigenen Bevölkerung“ waren eine Erfindung der psychologischen Kriegsführung. Später wird man so wie über Powells Lügen hinweg gehen. Im UN-Sicherheitsrat setzten die USA die Resolution 1973 als Persilschein für eine Aggression gegen Libyen durch. Mit einem Veto hätten Russland und China das Blutvergießen verhindern können. 
"Der russische UNO-Botschafter Tschurkin erkannte am 17. 3. 2011 natürlich die geopolitische Zielsetzung der USA und ihrer Verbündeten und hatte deshalb in der Debatte vorgeschlagen, mit der Resolution zunächst einen Waffenstillstand zu fordern. Die USA als Vormund ihrer Verbündeten lehnten in deren Namen den Vorschlag ab." Hinter der Fichte, 30. April 2011
Mit EU-, NATO- und USA Millionen wurde eine Marionettenregierung in Libyen installiert und unter Zuhilfenahme von Golf-Staaten wie Katar der Krieg am Boden begonnen. Die „Flugverbotszone“ zum Schutz der Zivilbevölkerung war von Anfang an eine Legende.

Was man nicht sieht gibt es nicht
Die wie im Irakkrieg eingebetteten Medien berichten bis heute nur selektiv und vermittelten das Bild der Contras als „von den Volksmassen getragene Freiheitskämpfer.“ denen man obendrein nur humanitäre Hilfe leistet. Das Medienschema vom libyschen „Rebellen“ ist das des jungen T-Shirt-Trägers auf dem Pick-up der mit selbstgebastelten Raketenrohren die libysche Armee vertreibt. Stereotypen wie "Machthaber, Diktator, Rebellenhochburg" werden schnell von jeden nachgeplappert, die Schablone ersetzt Sprache als Ausdruck des Denkens. Die regulären Truppen der NATO und Katars sind in den NATO-Medien nicht zu sehen. Gestern erst räumte der Spiegel die Entsendung der GSG 9 nach Libyen ein. Nur schleichend wurde die direkte militärische Unterstützung als Normalität ausgegeben, obwohl sie mit der Resolution 1973 nicht zu vereinbaren ist.

NATO bombt den Weg frei
Schließlich bombte die NATO ihren inzwischen regulären Bodentruppen, die der Öffentlichkeit bis heute als „Rebellen“ verkauft werden, den Weg frei und zerstörte gezielt zivile Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen, um die Bevölkerung zu demoralisieren.
Es gibt aus sechs Monaten Krieg fast keine Berichte über zivile Opfer und Bombardements von zivilen Einrichtungen.

Nachrichtensperre
Als die Gefahr drohte, die „Rebellen“ in Bengasi könnten anfangen, sich gegenseitig umzubringen, erfasst eine seltsame Stille die Presse und vor allem das Massenpropagandamittel TV. Eine umfassende Nachrichtensperre für NATO-Medien. In Deutschlands Medien fand der Krieg für ganze 14 Tage überhaupt nicht mehr statt. Zu dieser Zeit griffen NATO und Katar direkt ein. Die Anzahl der Bombardements schnellte in die Höhe und erreichte am 20. August 19.751 Einsätze – und das sind nur die offiziellen.

NATO-Operation „Meerjungfrau“
Die Operation hieß „Mermaid dawn“. Nomen est omen. Mit massiver NATO-Unterstützung wurden bis gestern von Misrata aus Kräfte über den Seeweg nach Tripolis geschafft. Hier noch von einem Bürgerkrieg zu reden ist primitivste Propaganda. Ein noch so mutiges aber kleines Land wie Libyen ist der NATO letztendlich ausgeliefert, wenn die westlichen Großmächte ihre neokolonialen Interessen durchsetzen wollen und die östlichen Großmächte nicht gegenhalten. Ein Veto in der UNO hätte Schlimmeres verhindern müssen, denn das war nur der Anfang.

Damascus und Teheran
Der Krieg gegen Libyen soll den Weg freimachen für den Krieg gegen Syrien und schließlich gegen den Iran. Der Krieg gegen das kleine Libyen ist nur der Anfang. Wer den Fall Libyens als „Freiheit“ feiert, hat Afghanistan und Irak vergessen und schaut nicht auf die logischen Folgen.
Betrachten wir alles was nun folgt vor diesem Hintergrund. Der Krieg ändert sein Gesicht. Er wird in den Medien gegen die Hirne, von der NATO überwiegend aus der Distanz und am Boden meist von Stellvertretern geführt.
Mit Interesse verfolgen wir nun wer welche Beurteilung des NATO-Krieges in Libyen abgibt.