NSA: Propaganda in römischer Kulisse |
Alexander der Große brabbelt
Wir schreiben den 31. Juli 2013, Hotel Ceasars Palace, Las Vegas. In den Kulissen des Römischen Reiches tagt die kommerzielle Hacker-Konferenz „Black Hat“. Am Rednerpult steht Alexander - Keith Alexander - der Repräsentant des Imperiums.
Wir schreiben den 31. Juli 2013, Hotel Ceasars Palace, Las Vegas. In den Kulissen des Römischen Reiches tagt die kommerzielle Hacker-Konferenz „Black Hat“. Am Rednerpult steht Alexander - Keith Alexander - der Repräsentant des Imperiums.
In
ordensgeschmückter Uniform hält der Vier-Sterne-General der US-Armee die Eröffnungsansprache
vor einigen Tausenden IT-Profis (Eintrittpreis am 1. August 2295 Dollar). Keith Alexander
ist nicht nur General der amerikanischen Armee – er ist zugleich der Boss der National
Security Agency NSA, des gigantischsten weltumspannenden Schnüffelapparates. Mitnichten
„national“ also und schon gar nicht der Sicherheit dienlich.Zudem steht
Alexander dem Central Cyber Command der USA vor und ist auch zuständig für die „Kriegsführung
im Netz“. Die Verflechtungen sind eng.
Dem Auditorium angekündigt wird er von
Black-Hat-Chef Moss, selbst Berater des Geheimdienstes „Homeland Security“. Was der General dort mit schleppender Stimme abzieht, ist der übliche propagandistische PowerPoint-Vortrag
ohne Fakten. Fehlte nur noch eine Pappe wie sie Netanyahu vor der UNO aus dem Hut
zauberte. Erstaunlich mit welchen Taschenspielertricks man bei der NSA meint
davon zukommen. Vielleicht zurecht. Tatsächlich ist die Aufregung in Amerika infolge
des von Snowden ausgelösten Skandals weit geringer als in Europa, wo sich zwar die
Massen selbst noch nicht bewegen, aber Internetaktivisten und die alternativen
Medien. Zum Beispiel behauptet Generalissimus Alexander in Las Vegas, die Zahl der in den Okkupationskriegen
in Nahost gefallenen US-Soldaten sei gesunken, seit die NSA ihre eigenen Leute nach
Afghanistan und den Irak schickt. Man kann das glauben oder nicht und es mag
ein Propagandatrick an die US-Bürger gerichtet sein; doch man kann daran
absehen, welche Flächen die NSA selbst im telekommunikativ steinzeitlichen
Afghanistan ausspionieren kann. Peinlich an den großen Lügen-Auftritt von Colin
Powell vor dem Sicherheitsrat allerdings erinnert fühlt man sich, wenn Onkel Keith die Folie
12 zeigt. 25 Anschläge seien in Europa verhindert worden. Die 25 Prozesse gegen
diese „Terroristen“ müssen uns irgendwie entgangen sein. Warum haben
sich die Konzern- und Staatsmedien die Berichterstattung entgehen lassen? Nun
selbst der deutsche Vollhorst
Friedrich merkte, dass er sich mit dieser Milchmädchenrechnung lächerlich
machte und musste zurückrudern.
Als Alexander - im folgenden Video zu sehen - so lächerlich pathetisch wurde, zu
behaupten „Wir stehen für Freiheit!“ platzte einem Zuschauer der Kragen und er
warf ein: „Sie haben schon den Kongress angelogen!“ Alexander trotzig: „Ich habe
den Kongress nicht angelogen!“
NSA Hauptquartier in Fort Meade |
Originalfolie der NSA aus Las Vegas: "25 Attentate verhindert". |
Inhalt der Gespräche "nur im Ausland"
NSA zielt - im Ausland - nicht auf US-Bürger, aber auf alle anderen. |
Beunruhigend sollten die maximalzensierten Ausführungen
des NSA-Oberhäuptlings allemal für die Europäer sein. Er zeigt in seiner Folie
10 (oben) was die NSA nach Sektion 702 FISA so treibt. Das Programm werde von
Gerichten, dem Parlament und der Regierung
streng überwacht, sagt Alexander.
702: Inhalt der Kommunikation nur von Ausländern |
Es zeichnet den „Inhalt der Kommunikation im Ausland“ auf. Nur wenige Personen könnten auf diese Daten
zugreifen. Mal abgesehen vom dem Eingeständnis der weltweiten flächendeckenden
INHALTS-Spionage: „Strenge Zugangsbegrenzungen, streng überwacht?“ Snowden im Guardian
Interview:
Gerade weil die NSA immer ein offenes Ohr für uns hat.
„An meinem Schreibtisch sitzend konnte ich jeden Menschen abhören, angefangen bei Ihnen oder ihrem Buchhalter, über Bundesrichter oder selbst den Präsidenten, wenn ich eine persönliche E-Mail hatte.“Neben Prism und Tempora gibt es noch XKeyscore und Hunderte mehr. Ab heute gehören auch Section 215 des Patriot Act und Section 702 des FISA zu den Schlagwörtern bei denen wir die Ohren spitzen müssen.
Gerade weil die NSA immer ein offenes Ohr für uns hat.