Saudischer Prinz drohte Geschäftspartner zu köpfen.
Wer finanziert eigentlich die Hisbollah?
Der Mainstream, zu dem man getrost auch Wikipedia hinzurechnen muss,
meint es wäre der Iran; wahlweise auch die Russen oder die Chinesen. Selbst für
die eingefleischtesten Iranophoben sind Zweifel angesagt. In London kam heraus:
Die Saudis sind mit nicht unerheblichen Summen dabei – via Beirut/Libanon und
Nairobi/Kenia. Und das kam so. Sie organisierten Milliardendeals mit der von
der EU gestern auf die Liste der
Terrororganisationen gesetzten Hisbollah (angeblich sollen ihre Gelder eingefroren werden, doch dazu später) und sie
hatten Meinungsverschiedenheiten über die Geldbewegungen und über
die Anteile: ein Jordanier und zwei prominente Mitglieder der saudischen
Herrscherdynastie. Jetzt befasst sich der High Court in London mit dem Fall.
Der
Jordanier Faisal Almhairat gründete im Oktober 2009 die Fi Call Ltd. in London, die sich offiziell mit
Telekommunikations-Software beschäftigt haben soll. Wegen des dortigen Firmensitzes
findet das Verfahren in London statt. Zum Glück für Almhairat. Seine Teilhaber
sind über Offshore-Firmen Prinz Mishal Al Saud, ein Bruder des Königs und früher
Verteidigungsminister des Königreiches Saudi-Arabien und Prinz Mishals Sohn,
Prinz Abdulaziz bin Al Saud. Die Briten hatten – auf schwerwiegende
Drohungen der Saudis hin
- die Angelegenheit diskret behandelt. Inzwischen allerdings verloren die Prinzen vor dem Gericht ein
Beschwerdeverfahren in
welchem sie behaupteten, als Mitglieder der saudischen Herrscherfamilie
in England Immunität zu besitzen (!) und die Zuständigkeit der britischen Gerichtsbarkeit
überhaupt bestritten. Im Mai 2013 hatten die Richter die Aussetzung der Berichterstattung
aufgehoben
und die Katze aus dem Sack gelassen. Viele Zeitungen am Golf bringen jetzt die
Details. Die Saudis drohten demnach ihrem
Geschäftspartner ihn zu köpfen und seine
Leichenteile der Familie in Jordanien zu schicken. Doch damit nicht genug. Am
Rande kommt heraus, dass die Saudis mit der Hisbollah finanziell verbandelt
sind. Zwei Mitschriften von Gesprächen mit dem Hause Saud lassen nichts an
Deutlichkeit übrig: Wer mit uns dealt riskiert Kopf und Kragen. Aus den Beweisunterlagen der Anwälte
des Jordaniers Almhairat stammen folgende, von der Gegenseite freilich angefochtenen,
Protokolle.
Am 21. 3. 2010, schon ein halbes Jahr nach Gründung ihrer Firma, bedroht
Prinz Abdulaziz, der Sohn des greisen Prinzen Mishal (geb. 1926), seinen Direktor Almhairat:
"Prinz: Hallo, Faisal
Direktor: Wer ist da?
P: Hier ist Abdulaziz
D: Ja, Ihre Königliche Hoheit.
P: Hallo Faisal, Wie geht‘s?
D: Sehr gut, danke, Ihre Königliche Hoheit.
P: [XXX] hat mir über sein Gespräch mit Dir erzählt.
Darüber bin ich nicht erfreut.
D: Tut mir leid das zu hören.
P: Faisal, ich dachte du bist ein smarter Mann und
verstehst deine Stellung. Mehr muss man nicht erklären. Mir scheint ich sollte
mir Zeit nehmen dir deine Stellung zu erklären.
D: Ich habe [XXX] gefragt, warum er mit der Hisbollah
dealen würde.
P: Faisal, höre mir genau zu. Ich erkläre das nur
einmal.
D: Ja, Ihre Königliche Hoheit.
P: Wir dealen mit wem immer wir wollen, sei es die
Hisbollah, die Mafia oder selbst die Juden. Die Hauptsache ist, dass du
jegliche Weisung ausführst ohne Fragen. Selbst Dein König (der König von
Jordanien, HB) stellt keine Fragen. Who the f*** bist Du, dass du Fragen über
mein Geschäft stellst? Wenn du für uns arbeitest ist das eine lebenslange
Verpflichtung. Du stimmtest damit zu, uns zu folgen und dafür bekommst du
unseren Schutz. Du kannst sicher sein, wenn wir dir unseren Schutz entziehen
bist du in einer Sekunde tot. Diese einmalige Lektion solltest du verstehen. Tu
was man dir sagt. Andernfalls liegt dein Kopf zu meinen Füssen, ohne deinen
Körper. Wenn [XXX] dir etwas in meinem Namen sagt, befolge meine Anweisungen
ohne zu fragen.
D: Aber, Königliche Hoheit…
P: Halt den Mund. Ich bin noch nicht fertig. Dieser
Deal ist wichtig, ich habe der Hisbollah zu zeigen, dass wir das Geld für sie
reibungslos überweisen können. Die haben unter Umständen Milliarden die sie
überweisen wollen. Mein Vater ist an dem Deal interessiert und er wird sehr
zufrieden mit uns sein, wenn die Dinge glatt laufen. Mein Vater hat mich in
dieser Firma eingesetzt und sein Geld dafür gegeben und ich werde ihn nicht
enttäuschen. Also enttäusche du nicht mich, wenn du am Leben bleiben willst.
Schere dich nach Beirut und bring den Job zu Ende."
Ein zweites Papier des Courts berichtet von einem
anscheinenden Gespräch am 9. 4. 2011 zwischen Prinz und Direktor im Atlantis
Hotel in Dubai.
"P: Hör zu, mein Vater wird mit dir über [Fi Call]
sprechen und er mag auch über andere Aktivitäten sprechen. Ich habe ihm einen
vollständigen Bericht über dich gegeben und ihm gesagt dass du ein zuverlässiger Mann bist und als einer von uns betrachtet wirst. Ich habe ihm gesagt, dass du geholfen hast, das Geld im Libanon
zu bewegen. Und ich habe ihm von deiner Hilfe in Nairobi erzählt. Wegen Nairobi,
hat XXX erzählt, dass du wieder Fragen gestellt hast. Es scheint, Du hast meine
letzte Lektion am Telefon nicht verstanden. Hör genau zu was ich dir jetzt
sage. Mein Vater wird dir alles sagen. Frage meinen Vater nach nichts was er
sagt oder ich schwöre dir, du verlässt Dubai nicht lebend. Wir schicken deine Leiche
in Stücken zurück nach Jordanien und danach kümmern wir uns um die andren verdammten
Mitglieder deiner Familie.
D: Ja, Ihre Königliche Hoheit.
P: Mein Vater mag es über sein Geschäft zu sprechen,
auf das er stolz ist. Komm nicht mit
Fragen oder einer Meinung. Stimme allem zu was er sagt. Lass mich das klar machen.
Mein Vater ist mein Leben. Alles was ich mache ist mit seiner Erlaubnis und
seinem Segen. Er ist ein großartiger Geschäftsmann. Seine größte Leistung ist
seine Fähigkeit Geld zu bewegen. Er bewegt mehr Geld als einige der größten Banken
der Welt. Wenn er darüber spricht, stelle keine dummen Fragen. Es ist eine Ehre
für dich, einem großen Lehrer zuzuhören der dir erklärt wie er Geld für wichtige
Leute bewegt. Hör ihm einfach zu. Mein Vater hat die wahre Macht."
Prince Mishal (86) |
Saudische Geschäfte „mit
der Hisbollah, der Mafia oder gar den Juden…“ Auch der jordanische König hat
keine Fragen zu stellen. Hoffentlich stellt sie der Guardian weiter. Denn diese
Aussagen aus diesem Munde sind keine Polemik, sie werfen ein Schlaglicht auf
die realen Verhältnisse in Nahost.
(Übersetzung und Hervorhebungen, HdF)