Sonntag, 14. April 2013

Syrien: ARD hält Laien-Scharia für "Rechtssprechung"

Wie die NATO als Friedensbringer a la Libyen wieder in Position gebracht werden soll.
Fahrplan: 1. In Syrien wird es keine kurzfristige Lösung des „Bürgerkrieges“ geben. 2. Chemiewaffen sind für die USA eine „rote Linie“. 3. Die „Al Kaida/Al Nusra“ gewinnt Oberhand. 4. Alle sind ratlos, die „humanitäre Katastrophe“ wird immer katastrophischer. 5. Großbritannien entdeckt endlich Chemiewaffen. 6. Los geht’s.
Und so wird das Szenario vom deutschen Staatsfernsehen medial vorbereitet und unterstützt.


Durm jammert über Ausweglosigkeit
Drei, vier Tage hintereinander macht Durm in der ARD Promotion für die Islamisten von Aleppo. Natürlich mit trauerschwangerer Stimme. "Hinter der Fichte"  wollte sich die augenscheinliche Meinungsmache nicht mehr antun, doch Durm setzt immer noch einen drauf. Anhand eines Artikels (vom 11. 4. 2013), der bereits als Beitrag im Deutschlandfunk lief, ist zu sehen wie durch Selektion und manipulative Wortwahl eine der NATO-Diktion folgende Stimmung erzeugt werden soll. Ein professioneller Schreiber - wie Durm zweifellos einer ist - kann sich nicht auf Unwissenheit herausreden. Was er schreibt, tut er vorsätzlich.
"Martin Durm ist ein erfahrener Reporter in Krisensituationen und Experte für den Nahen Osten.“ Gerold Hug, Hörfunkdirektor SWR
Durm wurde 2012 mit dem „Deutschen Radiopreis“ belohnt. Selbstredend für ein Indoktrinations-Stück mit dem Titel „Muamar al Gaddafi -Aufstieg und Fall eines Despoten.“  Es zeigt die ideologische und moralische Haltung der Führung der deutschen Konzern- und Staatsmedien, wenn sowas belohnt wird. Der SWR steht damit nicht alleine da, der ZDF-Boss lacht über den grausam ermordeten Gaddafi. Man vergleiche Durms Propaganda aus Aleppo mit der von Buhrow und Armbruster aus Tripolis 2011. Wie sich Diktion, Bilder und Texte gleichen

Befehl von oben?
Uneingeweihte sollten wissen, dass Auslandsjournalisten, noch dazu in leitender Position wie sie Armbruster innehatte (Leiter der Auslandsabteilung des SDR, ARD-Korrespondent für Nahost in Kairo, Leiter der Abteilung Ausland/Europa beim SWR, Leitung Weltspiegel), sich für den Posten maßgeblich durch systemkonformes Verhalten empfehlen. Viele von ihnen bieten sich durch Nähezu bzw. Qualifikation in den USA an. Die uns oft gestellte Frage, ob die Anchormen und Korrespondenten sich für ihre primitive Agitation nicht schämen, erübrigt sich. Ohne den gefestigten Klassenstandpunkt und Glaube an die NATO wären sie nie in ihre Position gekommen. Sie müssen ergo nicht täglich „von oben“ Weisungen erhalten. Sie verschaukeln das Volk selbstständig. Sollten sie doch einmal die Linientreue brechen, fliegen sie ohnehin raus, wie Christoph Hörstel und viele andere wissen, die plötzlich vom Bildschirm verschwanden.
Da die Armbrusters ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch von ihresgleichen umgeben sind, fehlt kritische Distanz und ihre ideologische Indoktrination wird beklatscht. Kritik von außen (Leser, Kritiker, Politiker) wird als Dummheit, Verschwörungstheorie, Querulantentum abgetan. Die Arbeiten Armbrusters und, im vorliegenden Fall, Durms sind ein beredtes Beispiel dafür, wie „packende bildhafte Sprache“ und scheinbare Objektivität zur Meinungsmache werden.

Blutige Milde
Sehen wir uns die Täuschungen im Einzelnen an. Durm berichtet aus einem von Islamisten (die Al Nusra ist selbst von den USA auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt worden) besetzten Stadtteil von Aleppo. Sie mischen sich unter die Zivilisten in den noch bewohnten Vierteln. Wie wir wissen, setzen sie sich aus vor allem aus ausländischen Jihadisten zusammen. Durm nennt seine Reportage „Die Milde der Justiz in Zeiten des Krieges“. 
Durm blendet die ganz normalen staatlichen ordentlichen Gerichte in Aleppo aus
Wir haben uns nicht verlesen: Bei den „Rebellen“ waltet „Milde“! Jeder Profi weiß, die Schlagzeile lenkt den Leser. Mindestens 50% der potentiellen Konsumenten lesen generell nur die Überschrift. Was bei 50% also hängen bleibt ist „Milde“. Gehen sie auf die Webseite der Tagesschau, geben sie „Syrien“ als Suchbegriff ein und lesen sie die Überschriften, dann sehen sie was ich meine. Wohlüberlegt platziert Durm gleich im  nächsten Satz:
Die einzigen Orte in Aleppo, wo es so etwas wie Rechtsprechung gibt, sind die Sharia-Gerichte der syrischen Opposition.“
Die ordentlichen Gerichte im unbesetzten Aleppo blendet Durm aus. Islamisten-Standgerichte von Teppichhändlern auf besetztem ("befreiten"!) Territorium sind für den ARD-Vertreter so etwas wie „Rechtssprechung“. Sogar die „einzige“ und erhoben zur "Justiz"! Weitere 20% der ARD-Kunden hören hier auf zu lesen. "Milde und Rechtssprechung" bleibt hängen. 
Wir, als deutsche „Beobachtungsstelle“, beobachten auch die Schreibtischtäter der Medien sehr genau und weisen hier auf die Kontinuität und Synchronisation der Propaganda hin, die bis zu den verwendeten Begriffen, Textbausteinen und Bildern reicht. Ein identischer Bericht der ARD über „Rechtssprechung“ der Terroristen wurde von "Hinter der Fichte" bereits vor drei Monaten entlarvt: „Wie Syrien nach Assad aussehen könnte“ (Link) SWR-Durm verwendet heute Bilder aus dem Januar.

 Das Bild von der türkischen Grenze, ARD, 16. 1. 2013

und am 11. 4. 2013

Damals wurde einer der übelsten Jihadisten als „Richter“ dargestellt. Allerdings handelt es sich um eine Jihadisten-Gruppe nahe der türkischen Grenze und nicht in Aleppo. In einem weiteren Beitrag „Vom ganz normalen Wahnsinn in Aleppo“ tischt Durm das Märchen von Assads Leichen im Wasser wieder auf, das schon im Januar einmal entlarvt wurde. Urs1798 hat die Mär von den „angeschwemmten“ Leichen im Niedrigwasser aufgelöst. (Schockierende Bilder) Durm hat aus der langen Zeit mit von Armbruster in Kairo viel gelernt: Er behauptet, an diesen Massakern wären nicht die Al Nusra schuld. Was Armbruster kann (der fand im bombardierten Tripolis nur fröhliche Menschen und findet Muslimbrüder freundlich, singend und tanzend), das kann Durm schon lange. O-Ton über den islamistisch besetzten Stadtteil:
„Es ist von islamistisch dominierten Rebellen kontrolliertes Gebiet. Frei nur insofern, als dass die Leute auf der Straße im Unterschied zu früher nun offen aussprechen, was sie empfinden und denken. Unter Präsident Baschar al Assad hätte das niemand gewagt.“
Es sei denn, die befreiten „Leute auf der Straße“ wollen nicht von Fremden annektiert werden, mögen die Islamisten nicht oder sind Assad-Anhänger, dann landen sie mit durchgehacktem Schädel im Kanal.

NATO hilf
Die syrische Regierung erteilt offenbar wirklich wenige Visa für „westlich-meinungsfreie“ Reporter und ich halte das für einen schweren Fehler. Andererseits muss man sich als deutscher Reporter nicht wundern. Immerhin haben die BRD-Regierung und ihre staatsnahe Stiftung SWP die Islamisten in Berlin versteckt und begünstigt, und bisher ausnahmslos Partei für die Terroristen und ihre Anstifter aus der NATO und vom Golf ergriffen. Komisch, dass Durm auch nicht einen einzigen Bewohner aus dem großen unbesetzten Teil von Aleppo, die nach seinen eigenen Worten zu Hunderten rüber kamen, interviewte. Alles was bleibt, ist die NATO-PsyOps-Taktik, der Welt weis zumachen, die NATO müsse a la Libyen „eingreifen“, um die Islamisten nicht an die Macht zu lassen. Dabei wäre die Lösung so einfach gewesen. Verhandlungen ohne Vorbedingungen, schon vor 20 Monaten lagen die Angebote auf dem Tisch. Quizz-Frage: Wer hat alle Verhandlungen abgelehnt? Die Assad-Regierung oder die „friedlichen Demonstranten“ von Al Kaida und Al Nusra? Herr Durm, sie beleuchten nicht, dass sie auf der Seite von Terroristen agieren, die sich in syrischen zivilen Stadtvierteln unter der Zivilbevölkerung verschanzen. Schuld sind nach ihrer Intention die überfallene Regierung und nicht die Aggressoren. Sie vergießen Krokodilstränen über die Kinder von Aleppo, doch sie fallen ihnen in den Rücken. Verhandlungsunwillige Okkupanten und Terroristen kann man nur bekämpfen und verjagen, oder?! Es sei denn, Sie wollen libysch-saudische Verhältnisse in Syrien. Wenn ARD-Durm Klamottenkrämer die sich zum Richter erklären für „so etwas wie Rechtsprechung“ hält, dann ist Durm so etwas wie ein gefährliches Mietmaul.

Koordinierte Stimmung
Einschub: Am 10. 4. sendete 3sat einen flankierenden (3sat/ZDF)-Film. "Aleppo - die geteilte Stadt" von Marcel Mettelsiefen, dem Autor der unsäglichen  "Heimlich in Homs"-Story, ebenfalls vom SWR(!). Auch er zeigt nur Chaos zwischen den verschiedenen Islamisten-Gruppierungen, die ihre "Rechtsordnung" aufbauen wollen. Die FSA wird einmal erwähnt, doch es ist keine zu sehen. Tenor auch hier: "Ratlosigkeit", die Situation ist festgefahren. Mettelsiefen hat sich durch die Homs-Horror-Geschichte augenscheinlich empfohlen. So läuft's. Es lohnt sich.

Humanitäre Intervention mit Binden...
Laut Durm vom 5. 4. im SWR Hörfunk ist die einzige Lösung, dass Iran und Russland keine Waffen mehr an Assad liefern, sagt aber gleichzeitig, dass, wenn Assad aufgibt den Alawiten von den Islamisten „das meine ich wörtlich, die Köpfe abgeschnitten werden“. Durm scheut sich zuzugeben, dass der einzige Weg gewesen wäre - wie durch Russland und China verlangt - die „Opposition“ an den Verhandlungstisch zu zwingen, anstatt sie durch die „Freunde Syriens“ mit Waffen zu versorgen. Durms Lösungsvorschlag im Radio: Eine humanitäre Intervention mit Medikamentenlieferungen, um den Menschen zu zeigen, der Westen lässt sie nicht im Stich. Unterm Strich: Vorgetäuschte „Ratlosigkeit“ und kein Arsch in der Hose auszusprechen, dass die NATO mit Obama, Clinton und Rasmussen an der Spitze und ihre "Freunde Syriens" die Schuld am syrischen  Dilemma tragen. Denn ohne NATO-Waffen und -geheimdienstunterstützung müssten sich die Terroristen nach Hause verziehen. Die „und morgen die ganze Welt“-NATO-Strategie (1000 USA-Auslandsbasen / Russland eine) gegen Iran, Russland und China wäre gescheitert. Aber soweit reicht die Pressefreiheit nicht. 

.. oder Bomben
Wie voraussehbar die Kriegspropaganda der NATO ist und der o. g. Fahrplan abgespult wird! Jetzt ist Punkt 5. dran: Ausgerechnet Großbritannien entdeckt in angeblichen „heimlich“ gezogenen Bodenproben Chemiewaffenrückstände. Die rote Linie ist da, wie Springer jubelt.
Obama und Rasmussen, übernehmen sie.