Samstag, 15. Oktober 2011

Libyen: Kämpfe im ganzen Land

Update Sonntag, 7. 00 Uhr
Seit genau 20 Stunden schweigen die NATO-Medien - keine Nachrichten aus Libyen.

Aufgrund der allgemeinen Nachrichtensperre wissen wir nicht was im Land zur Stunde vor sich geht. Doch wenn selbst die zahlreichen eingebetteten Reporter schweigen müssen, deutet das auf schlechte Nachrichten für die NATO hin. Wir haben dieses Verhalten im Libyen-Krieg mehrfach erlebt. Bis zu 14 Tagen gab es keine Informationen.

Die von uns zusammengetragenen Informationen stammen aus verschiedenen - in der Vergangenheit seriösen - Quellen. Sie können von uns nur Überkreuz verglichen, aber nicht verifiziert werden. Wir warnen vor euphorischen Interpretationen. Die NATO ist ein entschlossener Militärapparat, dessen politische Führung sich nicht noch eine Pleite wie in Irak oder Afghanistan leisten will. Andererseits zeigen Beispiele wie Vietnam, dass auch kleine Völker dem Goliath erfolgreich Paroli bieten können.


Schutz der Zivilbevölkerung
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, auf die unerträgliche Lage in Sirte hinzuweisen. Die Stadt wird von der NATO und ihrem NTC mit Granaten aus Artillerie und Panzern flächendeckend dauerbeschossen. Sie zielen nicht (auf was auch?), sondern feuern militärisch sinnlos einfach in die 100.000-Einwohner-Stadt. Der Beschuß der Zivilbevölkerung stellt ein Kriegsverbrechen dar, da die NATO die NTC-Milizen ausrüstet, trainiert und aus der Luft und am Boden direkt unterstützt. Warum gibt es keine Verhandlungen der UNO, der EU oder des Roten Kreuzes, um das sinnlose Morden zu beenden?
Der Bericht des Roten Kreuzes ist erschütternd.

Sirte - NATO's Schutz der Zivilbevölkerung      Quelle: euronews
Demokratie und Gerechtigkeit
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen gibt es jetzt in Libyen 67 Gefängnisse. Zehnmal soviel wie unter Gaddafi. Sie verfügen über Beweise, dass dort gefoltert und getötet wird.


Unabhängige Medien
Die sterblichen Überreste aus dem "Massengrab von Abu Salim" haben sich nach Angaben von CNN und France24 - der Gaddafi-Propaganda unverdächtigen Anstalten - als Kamelknochen herausgestellt. Eine Klarstellung hören wir von der ARD, die in Text, Audio und Video damit Stimmung machte, und natürlich auch von ZDF, RTL und Konsorten nicht.


Update 22.00 Uhr
Tripolis
Sechs Panzer und 3 Militärhubschrauber sind vernichtet worden. Die Special Forces der NATO-Alliierten sind aufgrund der erlittenen hohen Verluste nicht fähig, entscheidend in die Kämpfe in Tripolis einzugreifen. Einer der abgeschossenen Helikopter war ein Chinook CH-47G mit 44 NATO-Soldaten. Das Hauptquartier des NTC in Tripolis soll erobert und vernichtet worden sein. Rückzugswege der „Rebellen“ westlich und südlich von Tripolis sind abgeschnitten. Kämpfe um die Botschaften von USA, Frankreich und Italien.
Die Stadt Garyan südlich von Tripolis ist befreit.
Tajoura 15 km östlich von Tripolis und Umgebung befreit.
Die Kämpfe in Sirte, Misrata und Sabah gehen weiter.
Ajaylat, Surman, Zawiya westlich von Tripolis unter der grünen Flagge. 

Zawiya befreit durch die 32. Brigade


Tripolis 
In friedlichen Demonstrationen wurden die grünen Flaggen und Bilder Gaddafis gezeigt. Die NATO und NTC haben das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Es gibt Berichte von Artillerie- und Panzereinsatz gegen die Demonstrationen.
Russische Quellen - die haben sich seit März als die zuverlässigsten erwiesen - melden, dass Kräfte der 32. Brigade von Khamis Gaddafi in Tripolis seien und die NTC-Leute in Hinterhalte gelockt haben sollen. NATO-Kampfflugzeuge bombardierten Vorstädte.
Schwere Kämpfe auch im Osten von Tripolis und am Flughafen, sowie in Gargaresh, Jarzur, Abu Salim, Al Hadba. Ein Gefangenenlager mit 3.000 Kämpfern soll befreit worden sein, die sich sofort in den Kampf begaben. Besetzt wurden Botschaften, Krankenhäuser, Hotels, Sender. Militärexperten bezeichnen den Kampf nicht mehr als Partisanenkampf, sondern als reguläre militärische Operationen.
Die Gaddafi-Kräfte eroberten ein Lager mit NATO-Waffen für den NTC und sprengten es.
Der Aufstand soll von Saif Gaddafi geleitet werden, der wieder in Tripolis ist.
Der Aufenthaltsort der NTC-Führung ist unbekannt. Sie soll sich bisher auf einem französischen Kriegsschiff aufgehalten haben.
Über 200 NTC-Leute sollen am Freitag in Tripolis getötet worden sein. Dutzende NATO-Kollaborateure wurden gefangengenommen.
Das Hotel Rixos, das während des Überfalls auf Tripolis im August als Stützpunkt von als BBC- und CNN-Journalisten getarnten Agenten traurige Berühmtheit erlangte, wird wieder umkämpft.

Zawiyah 
Arabische Sender bestätigen Tote und Verletzte in Zawiyah.
Die Stadt Garyan, 100 km südlich von Tripolis soll unter Kontrolle der „grünen“ Regierung sein.
In Homs wurde ein 200 Mann starker Stützpunkt des NTC angegriffen, vernichtet und in Brand gesetzt.
Auf der Straße von Bengasi nach Tripolis wurde ein Militärkonvoi des NTC aufgerieben.
In Misrata wurden mit Granatwerfern die NTC-Stellungen beschossen. Ein NATO-Hubschrauber wurde abgeschossen. Viele Tote und Verletzte.

Der TV-Kanal des libyschen Widerstandes Al-MOKAVAMA, hat gestern auf Nilsat seine Arbeit aufgenommen

Die Machtkämpfe innerhalb des NTC halten an. Der selbsternannte Militärkommandant von Tripolis, Belhadj, ist verschwunden. CNN berichtet, er und seine „Waffenimporte“ seien direkt von Katar bezahlt worden.

Die NATO-Medien inklusive ihrer arabischen Ableger wie Al Jazeera (seit acht Stunden keine News aus Libyen!) sind wieder in die bekannte Schockstarre verfallen. Wie immer wenn es keine guten Nachrichten gibt.