Wie die WELT im saudischen Sinne desinformiert.
Das Publikum freut sich
25. Januar 2013. Davos/Schweiz, Treffen der politischen Größen des Imperiums, das sich „Weltwirtschaftsforum“ nennt. Eine TV-Debatte, ausgerichtet vom emiratischen Al-Arabiya, mit dem türkischen Aussenminister und u. a. einer "Hoheit" der saudischen Herrscherfamilie. Prinz Turki al-Faisal hat eine bewegte Vergangenheit. Was er sagt muss man genau sezieren. Er ist nicht irgendwer: Einst saudischer Botschafter und oberster Geheimdienstchef. Er führte 2011 die Welt an der Nase mit der Räuberpistole herum, er habe „reichlich und abscheuliche Beweise“, der Iran wolle den saudischen Botschafter in den USA von mexikanischen
Drogengangstern ermorden lassen. Die iranophobe „demokratische
Wertegemeinschaft“ aus Saudi und USA starteten mit dem
Märchen eine weitere Kampagne
gegen den Iran. Prinz Faisal ist heute Vorsitzender des „King Faisal Zentrums für
Forschung und Islamische Studien“. Er hat das Wort. Das Publikum lacht.
Der lachende Mann
Was war der Anlass für die Heiterkeit der versammelten
Großkopfeten? Was kann der Vertreter eines Landes Fröhliches erzählen, in dem Frauen
ohne Erlaubnis nicht Auto fahren und religiös Andersdenkende nicht praktizieren
dürfen? Die WELT, zitiert süffisant den Spezial-Demokraten: „Alle Staatsmänner, von der
damaligen UdSSR bis zu den USA und so weiter, sagten zu Assad: Wir stehen
hinter dir, wenn du uns brauchst. Binnen 16 Monaten gelang es ihm, dieses
Vertrauen zu verspielen, und Syrien war isoliert. Das war genial." Prinz
Turki grinst, das Auditorium lacht.“ Was die WELT und bis zur Minute alle deutschen
Medien verschweigen, obwohl es selbst die saudischen
Medien eingestehen: Saudiarabien und die Türkei gestehen in Davos Waffenlieferungen
ein und der saudische Prinz fordert hochentwickelte Waffen für die
Aggressor-Gruppen.
Botschafter und Geheimdienstler: Prinz Turki |
Faisals
neue Story:
“Du hast für Chancengleichheit zu sorgen. Die meisten Waffen der Rebellen sind aus erbeuteten syrischen Depots und von Überläufern mitgebracht.“ „Was wir brauchen sind hochentwickelte, hochwertige Waffen die Flugzeuge abschießen und Panzer aus der Distanz ausschalten können.
Das
militärische Gleichziehen sollte Hand in Hand mit einer diplomatischen Initiative
gehen…
Soweit die Berichte jener internationalen Quellen die dabei waren.Du kannst die ‚guten Jungs‘ aussuchen und denen diese Mittel und ihnen Glaubwürdigkeit geben.“
Die Waffendealer
Saudische und türkische Waffendeals klingen ganz anders im Mainstreamdeutsch von Springers
WELT: „Die Frage ist sehr direkt, und die Moderatorin unterbricht den
Minister (türk. Außenminister Davutoglu. HB) bei seiner längeren Antwort mehrfach
und fordert ihn auf, bitte konkret zu werden. Davutoglu ist aber nicht in
Davos, um aus dem Handgelenk Waffenlieferungen zu thematisieren. … Davutoglu
sagt nach weiterem Insistieren der Moderatorin,
Da fehlt doch was! Faisal sagt laut internationaler Quellen (hier Reuters) etwas ganz anderes:
Konkreter wird er nicht und lächelt weiter sein silbriges Lächeln, aber ein früherer arabischer Amtskollege murmelt: ‚Das war deutlich genug.‘“ Weiter die WELT: „Schöne Worte, aber Prinz Turki al-Faisal aus Saudi-Arabien, einst Geheimdienstchef und später Botschafter in London, kann sie sich leisten. Er hat auf dem Podium in Davos ja selbst gesagt: ‚Ich bin nicht die Regierung.‘ Das war seine erste Feststellung auf die Frage, ob die syrische Opposition Waffen bekommen müsse.“die Hilfswilligkeit Ankaras kenne keine Grenze.
Da fehlt doch was! Faisal sagt laut internationaler Quellen (hier Reuters) etwas ganz anderes:
"Ich bin nicht in der Regierung und deshalb muss ich nicht diplomatisch sein. Ich nehme an, wir schicken Waffen und falls wir das nicht tun würden wäre es ein schrecklicher Fehler unsererseits.“
Die WELT
stattdessen:
„Waffen? Oh, für das Thema sei er nicht zuständig. Es wäre aber ungut, sagt er, Waffen zu liefern. Das verlängere nur den Konflikt.”
Zwei Zitate
ein und der selben Situation. Dreimal darf man raten wen die WELT promotet.
Viagra
Ach was
war es doch lustig in Davos. Noch einer zum Schluß. Al Arabyiah: „‘Ich habe eine Menge über Demokratie
gehört. Wenn ich höre, dass etwas ein Modell, eine Gussform oder ‚fashion‘ dafür
wird, wie Demokratie heute sein soll, erschaudere
ich. Ich glaube, jene die denken, Demokratie ist eine Viagra, die ihre Dysfunktionen
heilt, sind nicht auf dem rechten Weg. Du musst Deine eigenen Lösungen haben.‘ sagte Faisal unter dem Lachen und Applaus vieler
arabischer Kollegen.