Der von der NATO euphemistisch "Rebellenrat" genannte NTC gibt via Al Jazeera bekannt, dass man noch untersucht, wer hinter der Ermordung des militärischen Kommandeurs Younis steckt. Kein Wort zur Lage in Bengasi.
Das einzige was heute überhaupt gesendet wurde (abgesehen von dem Telefonbericht von Tony Birtley gestern 19.20 Uhr) war ein wenige Sekunden langer Videoclip.
Wir wissen nicht wann und wo dieses Statement abgegeben wurde. Die Kulisse unterscheidet sich deutlich von der üblichen, vor der z. B. noch vorgestern die Pressekonferenz zur Ermordung von Younis abgehalten wurde.
Pressekonferenz am 29. 7. 2011 - Bengasi |
Am 29. 7. 2011 hatten verschiedene "Minister" (u. a. der Ölminister) zugegen, dass es einen Haftbefehl gegen Younis gab. Auch Augenzeugen berichteten von der Verhaftung. Gleichzeitig hatte Jalil sich ahnungslos gegeben, Krokodilstränen vergossen und Younes einen Helden der Revolution genannt. (s. Foto oben) Von einem Haftbefehl war bei ihm keine Rede!
Letzte Nacht
Contra-Anführer Jalil ist der einzige Mensch auf der Welt der weiß, dass es in seinem Land keine Al Kaida gibt. Pressekonferenz letzte Nacht
"Wir können bestätigen, es gibt keine mit Al Kaida verbundene Organisation in Libyen. Aber wir können nicht bestreiten, dass es einige Gruppen gibt, die gegen die Revolution arbeiten im Interesse von Muammar Al Gaddafi. Nach der Betrachtung einiger berichte die heute herauskamen ist es klar, dass die "17. Februar Kräfte" nichts zu tun haben mit dem Tod von Younes. Das basiert auf unseren Berichten. ... Wir werden untersuchen, wer verantwortlich dafür ist, dass Younes nicht geschützt wurde und wer hinter der Ermordung steckt und dem Verstecken der Leichen."
Jalil reagiert damit offensichtlich bloß auf die Aussagen von Gaddafis Sprecher Ibrahim, die unter den Rebellen für Unruhe sorgen. Der hatte behauptet, zwei Al Kaida-Männer hätten Younis mit Hilfe des NTC verhaftet und anschließend beschuldigt, er hätte "die Sache verraten".
Wie glaubwürdig übrigens die Berichte der "Rebellen" sind, wissen wir. ("Wir haben Brega eingenommen.") Ganz offensichtlich sollen mit Jalils Statement die internen Kämpfe geleugnet und die Schuld an den tödlichen Rivalitäten auf Gaddafi geschoben werden. Noch vorgestern und gestern wurde von ihnen bestätigt, dass es einen Haftbefehl des NTC gegen Younes gab. Nun steckt plötzlich Gaddafi dahinter....
Wie glaubwürdig übrigens die Berichte der "Rebellen" sind, wissen wir. ("Wir haben Brega eingenommen.") Ganz offensichtlich sollen mit Jalils Statement die internen Kämpfe geleugnet und die Schuld an den tödlichen Rivalitäten auf Gaddafi geschoben werden. Noch vorgestern und gestern wurde von ihnen bestätigt, dass es einen Haftbefehl des NTC gegen Younes gab. Nun steckt plötzlich Gaddafi dahinter....
Wie sagte doch der Al Jazeera Reporter Birtley gestern?
"Jalil sagte, die Moral der Truppe wäre immer noch ziemlich hoch. Das unterscheidet sich ein bisschen von dem was wir bei der Beisetzung des Generals sahen. Seine Leute waren sehr, sehr aufgebracht und sehr ärgerlich und zeigten mit dem Finger auf die Islamisten."
Zur Lage in Bengasi.
Noch wissen wir nicht wer jetzt in Bengasi das Sagen hat. Es gibt keine Kommunikation. Wer hätte demzufolge dort eine Pressekonferenz einberufen können? Dieses hastige Statement Jalils als Pressekonferenz zu verkaufen, obwohl selbst der angeblich vor Ort befindliche Tony Birtley nur einen Telefonbericht aus dem Nirgendwo schicken konnte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation. Die bisher so zahlreich in Bengasi stationierten "eingebetteten" NATO-Reporter schweigen synchron. Keine der Agenturen hat bisher irgendeinen belastbaren Bericht von der "Pressekonferenz"oder über die Lage allgemein dort. Auch wir sind im Moment nur auf Internetquellen angewiesen.
Lizzie Phelan berichtet heute aus Tripolis bezüglich des Todes von Younes:
"Hagues (brit. Außenminister) geliebter NTC, welcher wie man hört größtenteils aus Bengasi geflohen ist, kann nicht einmal die Sicherheit selbst eines seiner führenden Militärs, der aus einer starken Voksstamm kommt, gewährleisten geschweige denn die Menschen in Bengasi oder Libyen. Im Gegensatz dazu kann ich bestätigen, dass in Tripolis, wo ich bin, vollständige Sicherheit herrscht wo die Menschen die Tage am Strand genießen und sich auf den Ramadan vorbereiten.
20.00 Uhr Die Konzern- und Staatsmedien erwähnen nach wie vor Bengasi nicht. Der Fokus wird auf Kämpfe in den Bergen gelenkt. Einzig Al Jazeera bestätigt so plötzlich beiläufig Kämpfe in Bengasi. Auf einmal! Gestern und heute wurde dies mit keinem Wort erwähnt, obwohl extra eine Pressekonferenz abgehalten wurde. Untertitel eines Reuters-Fotos des Contraführers Jalil bei Al Jazeera: "Mustafa Abdel Jalil vom Nationalen Übergangsrat hat zu tun, Gerüchte über interne Machtkämpfe niederzuschlagen."
Laut NTC-Sprecher Mahmoud Shamam haben "die Kräfte der Opposition die Basis der al-Nidaa-Brigade, der Pro-Regierungsgruppe, nach fünfstündigen Kämpfen in der Nähe von Bengasi überrannt." Vier Personen wären bei den Kämpfen getötet worden und sechs verwundet. Tony Birtley berichtet - laut Al Jazeera - aus Bengasi, der Kampf wäre gegen „Elemente“ von Gaddafis Kräften geführt worden, die innerhalb der Opposition als 5. Kolonne operierten. Mustafa el-Sagisli, stellvertretender Innenminister: Die al-Nidaa- Brigade war involviert in Pläne für Autobomben. Sie wären in viele Akte des Terrorismus in Bengasi verwickelt gewesen.
Wie es um Bengasi im Moment steht ist also weiter unklar. Außer gefilterten NATO-Nachrichten gibt es nichts. Daran, daß seit gestern das Thema Kämpfe in Bengasi nicht erwähnt wurde; heute aber plötzlich Kämpfe bestätigt werden, zeigt, wie die Informationen gefiltert werden. Der angeblich in Bengasi anwesende Tony Birtley von Al Jazeera hätte demnach darüber berichten müssen. Also hat er entweder gelogen und war gar nicht in Bengasi, weil die Lage zu gefährlich für ihn war oder er war da und hat die Kämpfe mit den Gaddafi-Truppen verschwiegen. In beiden Fällen ein Verstoß gegen die Wahrheitspflicht und ein Beispiel für eingebettete Propaganda.
An den Reaktionen insgesamt - auch ohne Verbindung nach Bengasi - wird erkennbar, wie sehr der NTC unter Druck steht. Morgen beginnt der Ramadan und Bombenangriffe auf ein feierndes Volk kommen sicher beim Volk in Tripolis und Bengasi nicht gut an.