Seit Beginn der Ukraine-Krise
reiben sich viele Deutsche die Augen, wie schlafwandlerisch die deutschen
Spitzenpolitiker eine offensichtlich unkluge bis katastrophale Politik
betreiben - während die so genannten Mainstream-Medien, zuvorderst die Sender
ARD und ZDF, aber auch die bekannt "seriösen" Zeitungen, in einer
Weise berichten, die von vielen schlicht als Propaganda angesehen wird. Dies
soll hier jedoch weniger Thema sein, sondern vielmehr eine Annäherung an die
Frage nach dem "Warum".
Wer ist der Auftraggeber?
Kiew Maidan 2014 |
Gibt es eine verdeckte Absicht hinter der
deutschen Politik, englisch "Hidden Agenda", von der man nichts
erfährt, nichts erfahren soll? Dazu soll ein Zusammenhang beleuchtet werden,
der einem breiteren Publikum (allerdings eingeschränkt durch den Sendeplatz um
23.00h) kürzlich durch die höchst sehenswerte ZDF-Satiresendung "Die
Anstalt" vom
29. April bekannt wurde. Thematisiert wurde da ab etwa Minute 38:00, dass
führende deutsche Printjournalisten der Außenpolitik-Ressorts von Süddeutscher
Zeitung, der ZEIT und der FAZ in US-/NATO-nahen Organisationen eingespannt
sind, die man am besten als "Think Tanks" bezeichnet - wobei sie dort
offensichtlich nicht zu gelegentlichen Recherchen sind, sondern als Beiräte,
Berater, Vorstände, etc. Diese Organisationen beraten und leiten jedoch auch
die deutsche Politik an, wodurch sich Interessenskonflikte geradezu
zwangsläufig ergeben - schließlich sollen Journalisten theoretisch die
Politiker kontrollieren, an deren Konzepten sie aber nun plötzlich mitarbeiten.
Die Anstalts-Satiriker bezeichneten diese Organisationen als
"NATO-Versteher", die auf Krisen im Wesentlichen eine Antwort hätten:
Mehr Rüstung. Die Inhalte der Sendung beruhen auf detailliert recherchierten
und lesenswerten Artikeln, die die Journalisten Paul Schreyer und Marcus
Klöckner bereits im März veröffentlicht hatten: "Wir sind die
Guten" und "Chaos
bei Zeit online".
Goldman für Gauck
Durch jüngste Ereignisse ist
der folgende Fall besonders schwerwiegend geworden: Jochen Bittner von der ZEIT schrieb an der Rede für
Bundespräsident Gauck mit, in der dieser auf der letzten Münchner
Sicherheitskonferenz eine "wichtigere Rolle" Deutschlands etc.
anmahnte, zu Deutsch: er forderte mehr deutsche Soldaten im Ausland. Bittner
lobte diese (also seine selber geschriebene) Rede danach in der ZEIT.
Hochrelevant ist dabei, dass Bittner die Rede vermutlich im Rahmen, bzw. als
Folge einer Kooperation seines US-Think Tank-Arbeitgebers "German Marshall
Fund" mit dem deutschen Auswärtigen Amt tat. Bei Wikipedia steht dazu in
Bittners Personenartikel:
"Bittners angebliche Vernetzung mit Thinktanks und politischen Eliten
wurde am 29. April 2014 von der Satiresendung Die Anstalt kritisch dargestellt.[6]
Dabei wurde auch Bezug genommen auf ein Kooperationsprojekt der Stiftung Wissenschaft und Politik
und des German Marshall Fund, das von November 2012
bis September 2013 unter Förderung durch den Planungsstab des Auswärtigen Amts
„Elemente einer außenpolitischen Strategie für Deutschland“ erarbeitete.
Angeblich gibt es Parallelen zwischen den Inhalten des Projektpapiers 'Neue
Macht. Neue Verantwortung' und Aussagen in Beiträgen von Bittner. Eine
Offenlegung unter seinem Zeit-Artikel sei unterblieben. Dies gelte auch für
Beiträge von Zeit-Mitherausgeber Josef Joffe.[7][8]
Bittner weist darauf hin, dass der Hinweis nach einer Woche erfolgte."
Folglich
beeinflusst eine US-amerikanische, private Stiftung die Inhalte der außenpolitischen
Reden des Bundespräsidenten. Einer der Vorsitzenden des German Marshall Fund
war bis zu seiner kürzlich erfolgten Pensionierung Guido Goldman. Goldman
ist seit kurzem nur noch im Board of Trustees (quasi der Beirat/Aufsichtsrat).
An Goldman, der den GMF geprägt hat, ist vor allem sein Hintergrund
interessant. Er hat in Harvard bei Zbigniew Brzezinski studiert, Henry Kissinger
betreute seine Doktorarbeit. Brzezinski gilt als einer der Altmeister der
US-Außenpolitik, er sitzt bis heute in einschlägigen - man ahnt es -
einflussreichen Think Tanks. Er schrieb das Buch "The Grand
Chessboard" ("Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der
Vorherrschaft"). Damit sollte Goldmans geistige Sozialisation klar sein -
und das Buch gilt vielen informierten Mitmenschen als Blaupause dafür, was
gerade in der Ukraine passiert. Die Ukraine taucht im Sachregister der
deutschen Ausgabe des Buchs auf den Seiten 25, 62, 67, 74f., 81ff., 91, 10Sf.,
110, 125, 127f., 131f., 135ff., 143, 146, 152f., 156, 165ff., 175ff., 198, 202,
213, 216, 280 auf, wird also offensichtlich als hochwichtig bewertet. Dass
dieser über Brzezinski bestehende Zusammenhang von Goldman/des GMF mit der
Ukraine keinesfalls weit hergeholt ist, wird weiter unten sehr klar. Brzezinski
schrieb zur Ukraine (S. 75 der deutschen Taschenbuchausgabe):
„Die Ukraine, ein
neuer und wichtiger Raum auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein
geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, weil ihre bloße Existenz als unabhängiger
Staat zur Umwandlung Rußlands beiträgt. Ohne die Ukraine ist Russland kein
eurasisches Reich mehr. Es kann trotzdem nach einem imperialen Status streben,
würde aber dann ein vorwiegend asiatisches Reich werden, das aller
Wahrscheinlichkeit nach in lähmende Konflikte mit aufbegehrenden Zentralasiaten
hineingezogen würde, die den Verlust ihrer erst kürzlich erlangten
Eigenstaatlichkeit nicht hinnehmen und von den anderen islamischen Staaten im
Süden Unterstützung erhalten würden. Wenn Moskau allerdings die Herrschaft über
die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen, bedeutenden Bodenschätzen und dem
Zugang zum Schwarzen Meer wiedergewinnen sollte, erlangte Russland automatisch
die Mittel, ein mächtiges Europa und Asien umspannendes Reich zu werden.“
Anders
gesagt: Die Ukraine ist enorm wichtig, und Russland soll möglichst keinen
Zugriff/Einfluss darauf haben (etwa über die von Putin angestrebte Zollunion).
Könnte dies die Wurzeln der gegenwärtigen, durch die USA und ihren Büttel EU
provozierte Krise erklären? Aber zurück zum Einfluss des GMF auf die deutsche
Politik. Etwas wichtiger als die Rede des Bundespastors Gauck auf der
Sicherheitskonferenz war, dass Außenminister Steinmeier (und nebenbei: auch
Frau von der Leyen) auf derselben Konferenz eine Rede hielt, die der von Gauck
im Wesentlichen glich - also ebenfalls den Tenor hatte "The Germans to the
Front". War diese Rede möglicherweise auch von Herrn Bittner bzw. vom GMF
beeinflusst? Man weiß es nicht, es liegt jedoch nahe. Dies wäre eine massive
Bankrotterklärung bzw. Hinweis auf Manipulation der deutschen Außen- und
Verteidigungspolitik - die jedoch konsequent scheint im Licht der Ereignisse
der letzten Monate.
Die selben Ghostwriter
Ist das obige bereits irritierend, oder auch beunruhigend,
so gibt es aber noch eine Steigerung: Brisant werden diese Zusammenhänge von
NATO-freundlichen Think Tanks, die Leit-Medien und die deutsche Politik
beeinflussen, durch Folgendes. Der jetzige, durch den Putsch an die Macht
gekommene ukrainische Präsident Arsenij Jazenjuk hat eine private politische
Stiftung, die OpenUkraine.
Auf deren in Englisch verfügbarer Webseite , findet man unter "Partners" erstaunliche
Logos dieser "Partner": Die NATO, das US-Außenministerium (State
Department), das US-staatseigene National Endowment for Democracy, der
Wirtschafts-Eliteclub Chatham House, und vor allem den "Black Sea Trust
for Regional Cooperation", dem Logo nach ein Projekt des oben genannten
German Marshall Fund (GMF). Der Putsch-Führer der Ukraine wurde also auch von
einem US-Think Tank unterstützt ("Partner" heißen im allgemeinen die, die
zahlen), der auch deutschen Spitzenpolitikern ihre Reden schreibt und die
großen Linien der deutschen Außenpolitik in Richtung "mehr
Militäreinsätze" ausrichtet. Der GMF scheint auch eine recht zentrale
Rolle im deutschen NATO-Journaille-Netzwerk zu spielen, wie auch an einigen
Kommentaren unter diesem lesenswerten
Artikel zu sehen ist. Den Hinweis auf die Partner-Logos publizierte als
einer der ersten der Investigativ-Blogger "Freeman" auf "Alles
Schall und Rauch".
Jatz für Nulandistan
An obiger
Partner-Liste wird klar, warum Victoria "Fuck the EU" Nuland in
selbigem Fuck-EU-Telefonat sagte, dass Jazenjuk (von ihr liebevoll und
erstaunlich vertraut "Yats" genannt) "der richtige Mann"
für die Ukraine sei. Der beste Mann der NATO und insbesondere der USA.
Wie man an
diversen Stellen im Internet nachlesen kann, wurde die Website der Stiftung
nach dem Machtwechsel in der Ukraine dezent für längere Zeit vom Netz genommen,
aber nachdem das wohl zu vielen Leuten auffiel, dann flugs wieder online gestellt.
Zudem hat Jazenjuk schon 2008 zusammen mit Timoschenko einen Bittbrief um Aufnahme an die
NATO gesendet (Prawda,
24. Februar 2012: ''Ukraine being dragged into NATO again''). Deutlicher:
Jazenjuk ist ein so genannter 'Einflussagent' der NATO in der Ukraine. Ob Herr
Putin das weiß? Sicher. Ob ihn das beunruhigt? Vermutlich. Zumal ein Freund
(doch!) von Jazenjuk, Präsident Saakaschwili, in Georgien schon 2008 einmal
einen Krieg gegen Russland vom Zaun gebrochen hat. Heute wird im Westen gern
und beständig in den Medien (siehe oben) erzählt, Putin hätte den Krieg
angefangen und wär ja so unglaublich aggressiv und imperialistisch, eigentlich
schon Hitler-artig; nur stimmt das nicht. Laut einem EU-Untersuchungsbericht
hat Russland sich damals lediglich gegen die georgische Aggression verteidigt,
und zwar im Wesentlichen angemessen.
Familienbande
Frau Nuland ist übrigens über ihren
bekannt neokonservativen Mann, Robert Kagan, mit dem GMF einigermaßen direkt
verbunden, denn der arbeitet beim GMF ( s. den dt. Wikipedia-Art. über ihn und hier)
Zu diesen seltsamen Verbindungen passt auch, dass NATO-Partner Stefan
Kornelius von der SZ nach dem Fuck-EU-Lapsus einen massiv beschönigenden
Artikel über Nuland schrieb ("Rasiermesserscharfe Liebe für
Europäer"), der ein erstaunlich intimes Verhältnis und Kenntnis der Dame
geradezu demonstrativ vor sich hertrug:
"'Toria', wie sie von ihren
Bekannten und Freunden genannt wird, ist eine Liebhaberin des direkten Wortes.
Sie ist konfrontativ, schnell, ungeschützt. Aber sie ist auch die wohl beste
Kennerin Europas,
die sich in der Washingtoner Regierung auf gehobenem Posten bewegt. Keine sorgt
sich so leidenschaftlich und durchsetzungsstark um die Europäische Union. Wenn
die Europäer einen Anwalt in der Obama-Administration haben, dann Nuland.“
Wie beruhigend, dass die deutschen NATO-Freunde in den Redaktionen diese
Leute so genau kennen. Aber ist das obige eine stimmige Beschreibung von
Nuland? Eine spitzzüngige, aber herzliche Erz-Freundin Europas? Nuland hatte vor der Übernahme ihres
jetzigen Jobs im September 2013 (!) nie einen tieferen beruflichen Bezug zu
Europa. Dafür war sie von 2003 (Anfang des Irakkriegs) bis 2005
"Sicherheitsberaterin" von US-Vizepräsident Dick Cheney. Damals
(und heute eigentlich auch noch) war "Sicherheit" gleichbedeutend mit
Terrorismusbekämpfung. Und letzteres für die USA synonym für Geheimgefängnisse,
illegale Entführungen, sowie Verschwindenlassen
und Folter von Verdächtigen - bedeutsamer
für die gegenwärtige Situation jedoch: Krieg war das universelle Mittel der Wahl
als Antwort auf Konflikte. Man hofft, dass Frau Nuland damit nichts zu
tun hatte. Nur, an ihrer so zentralen damaligen Position ist dies
unwahrscheinlich, sie war mindestens Mitwisserin und vermutlich auch
mitbeteiligt an entsprechenden "strategischen Entscheidungen", denn
Cheney war bekannt als das Mastermind hinter der brutalen
"Sicherheitspolitik" der Bush-Regierung. Manche Linken in den USA
waren entsetzt, als Hillary Clinton 2011 Nuland wieder ins
Außenministerium berief.
Ein unabhängiger Herr Kornelius von der SZ hätte vor Nuland gewarnt. Der reale Kornelius wiegt uns mit obigen warmen Worten in Sicherheit.
Wer sind diese Journalisten eigentlich wirklich, wem dienen sie und
wem gilt ihre Loyalität?
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