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Montag, 17. September 2012

Syrien/ARD: Tagesschau und Wirklichkeit – zwei Welten


Wer hats gesagt? Nicht Fips Asmussen, nein, die ARD behauptet sie betreibe „ausgeglichene objektive Berichterstattung.“
„Während diese Zeilen verfasst werden, läuft die aufregende Meldung über die Ticker, dass die Tagesschau an ihrer Titelmelodie feilt. Die letzte große Aufregung über das ARD-Flaggschiff bestand vor einigen Jahren in einer Debatte über das neue Studiodesign. Eine kritische Analyse über die journalistischen Prinzipien der Tagesschau muss man in den letzten 40 Jahren mit der Lupe suchen. Eine Mediengesellschaft, die ihre Medien nur durch Ein- und Ausschalten kommentiert, ist reif für Berlusconi.“ Walter van Rossum in „Hysterischer Stupor“ „Freitag“ vom 13. 9. 2012
Glauben die abhängig und freischaffenden Beschäftigten der Tagesschau (Leitendes staatliches Meinungsmacher-Medium, 5,78 Mio. Zuschauer am 15. 9. 2012 noch vor Bundesliga und Musikantenstadl) eigentlich die augenscheinliche Propaganda selber, die sie verfassen? Das Blockparteien-Sprachrohr weist freilich den Propaganda-Vorwurf weit von sich. Aber sind die ARD-Nachrichten etwa nicht „die geschickte Auswahl und gegebenenfalls die Manipulation der Nachricht“ und nicht „gezielt einseitige Darstellungen.“ (Propaganda-Definition Wikipedia)? Diese Fragen drängen sich auf – und auch die nach der gestörten Selbstwahrnehmung – wenn man sieht, wie die Tagesschau-Leute über sich selbst urteilen. So geschehen am 14. 9. 2012 auf der Facebook-Seite der ARD-Tagesschau*.

Man war stets bemüht
Über sich selbst sagt die ARD dort:
„... Ansonsten halten wir es in der Tat für zumindest ein wenig verschroben, der ARD in puncto Syrien „Propaganda“ vorzuwerfen. Wir bemühen uns stets so neutral wie möglich zu berichten...“

Es geht um einen Tagesschau/Tagesthemen-Video-Beitrag „Wie dasStaatsfernsehen Assads Macht stützt“.
Darin kommt die die syrische Journalistin Yara Saleh al-Abbas vor, die mit ihrem TV-Team im August von Terroristen entführt wurde. Ihr Kamera-Mann, Hatem Abu Yehya, wurde ermordet, weil die Banditen ein Bild Assads auf seinem Smartphone fanden. Jene Opfer der vom Westen (einschließlich Deutschland) ausgehaltenen Entführer und Mörder, die man hier „Rebellen“ nennt, verhöhnt die „neutrale“ ARD.

Entführungsopfer verhöhnt
Machen wir uns ein Bild. Es beginnt mit Frau Miosga, die mit Leichenbittermiene wie immer die Sprachregelungen vorgibt.
„... Assad, der Mann der nun schon seit anderthalb Jahren Krieg gegen sein eigenes Land führt und doch noch viele Anhänger unter den Syrern hat.“
Ohne das Mantra „gegen sein eigenes Volk/Land“ geht es einfach nicht. Das ist kein Zufall. Die ständige Wiederholung ist ein Propaganda-Instrument. Fehlt nur noch die Aufforderung „...so und jetzt im Chor.“ Jeder Idiot plappert diese Formel heute nach, wenn man ihn über Syrien fragt.  O-Ton weiter:
„...Das Staatsfernsehen, das keine anderen Informationen als Assads Propaganda verbreitet.“
Ist es nicht exakt das Pendant zu ARD/ZDF, die keine anderen Informationen als die von der NATO-PR vorgegebenen verkünden? Weder im Irak-, im Libyen- noch im Syrien-Krieg ist die angegriffene Seite jemals zu Wort gekommen. Es gibt prinzipiell keine Statements syrischer Offizieller oder Journalisten, keine Regierungs- oder Militärsprecher der ehemals libyschen oder syrischen Seite. Der Zuschauer sieht nur „Rebellen“ und die NATO-Offiziellen, meist Hillary Clinton, die den Strippenzieher Obama verdecken soll. Die Herde kennt nur „Rebellen“, „Hochburgen“, „Aufständische“ oder „Diktator“, „gegen sein eigenes Volk“ und nicht zu vergessen „Machthaber“.

Stets neutrale ARD: "Machthaber Assad"
Die mehr neidische als neutrale ARD, die nur über Experten wie Mißfelder oder Silbereisen verfügt,  zieht über das syrische Entführungsopfer als „Staatstreuer Nachwuchsstar“ her und trotz Mord am Kameramann fragen sie
„Waren die Entführer wirklich ‚blutrünstige Terroristen‘ wie Iara sagt?“
Ja was denn sonst?! Bekiffte Babysitter? Sogar die (Okay, nicht in Deutschland, ansonsten aber) weltweit bekannte Entführung wird durch eine Pseudo-Feststellung in Zweifel gezogen, obwohl die ARD mit Yarah sprach.
„Für die Entführung spricht ein Video das im Internet kursiert, datiert auf den 11. August.“ 
Als gäbe es einen Zweifel an der Entführung und dem Mord. Hinweis für die ARD-Sprachartisten: Für eine Entführung spricht gar nichts. Höchstens für oder gegen die Tatsache einer solchen... Und weiter geht‘s mit der Diffamierung:
„Vermutlich ist sie traumatisiert. Für sie ist jeder ein Terrorist der zur Waffe greift, genauso wie für das Regime.”
Zwei plumpe Unterstellungen. Nichts davon hat sie gesagt. (Apropos "Regime": „Obama-Regime“ für den nordamerikanischen  Folter-, Aggressor- , Todesstrafen- und Polizei-Staat habe ich noch nicht gehört.) Die neutrale ARD-Berichterstattung schließt mit:
„Nach ihrer Entführung ist sie ein wichtiger Bestandteil der syrischen Propagandamaschinerie, inklusive ihrer Wortwahl: (jetzt kommt die ‚Propaganda‘) ‘Ich hoffe, dass Syrien überleben wird und wir eine bessere Zukunft haben.“
Selbst der Wunsch nach einer „besseren Zukunft“ wird zur Assad-Propaganda umgedeutet. Wenn aber Assads Wunsch eine bessere Zukunft ist, kann vielleicht auch Frau Miosga verstehen, dass „Assad noch viele Anhänger unter den Syrern hat.“
Die Reaktionen des denkenden Auditoriums auf Facebook sind entsprechend heftig. Pikiert bellt die „Propaganda-Maschine“ tagesschau zurück:
„Bitte verzeihen Sie, wenn wir Sie aus Ihren gepflegten Verschwörungstheorien reißen.“
ARD: "durchaus kritisch" und "nicht koscher"
Da ist es wieder - das Muster aller argumentelosen und überführten Lügner! „Verschwörungstheorie“ wird heute öfter benutzt als das Sch...-Wort. Jährlich 365 Tage dokumentierte Einseitigkeit sind keine „Verschwörungstheorie“, sondern beweisen die ARD-Verschwörungs-Praxis. Als Beweis für Objektivität beim Staatsfernsehen muss ihm ein einziger - fast ein Jahr alter - kuschel-weichgespülter Kommentar über Libyen herhalten, in dem die ARD NATO-Kriegsverbrechen „Keineswegs ein Meisterstück“ und die Greueltaten und Morde der NATO-finanzierten Terroristen „Missetaten“ genannt werden. Das nennt die Tagesschau „kritisch“. Auch die einmalige Darstellung der Struktur der anti-syrischen NATO-Truppen und ihre skandalöse Verniedlichung als „nicht koscher“ verkauft die Tagesschau bei Facebook noch als kritisch.
Nochmal Zitat „Tagesschau“: 

„Wenn Sie unsere ausgewogene Berichterstattung als Propaganda begreifen wollen, ist Ihnen das dennoch unbenommen.“
Wir wollen nicht, wir müssen es als Propaganda begreifen. Christian Frank hat dankenswerterweise als Antwort auf den ARD-Zynismus einfach einen, noch einen und einen dritten Link unseres Blog gepostet. Es gibt noch 100 andere.

Wer "appt" vergißt
Warum die tagesschau app den Grimme-Preis bekommen hat, erschließt sich uns auf den zweiten Blick:

Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht
Wer wissen will, was hinter der täglichen Propaganda steckt, der lese „Die Tagesshow - Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht“ von Walter van Rossum
„Das heißt, nur wenn der Zuschauer seiner eigenen Wahrnehmung vertraut, wenn er sich über die angebotenen Gesinnungsperspektiven hinwegsetzt, kurz, wenn er der Tagesschau gründlich misstraut und kritisch gegenrecherchiert, nur dann hat er die Chance, beim täglichen Informationshochamt nicht verführt zu werden. Andernfalls wird er sich stets und von jedem die Frage gefallen lassen müssen, wie er in den Tagesshows die Bilder eines barbarischen Krieges ertragen hat, ohne dagegen zu protestieren." Walter van Rossum, Die Tagesshow, Kiepenheuer & Witsch, 2007“
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Updates
Sehr erhellende Darstellung einer der täglichen Tagesschau-Lügen auf  "Mein Parteibuch". Dort wird die wörtliche Lüge über das Interview mit Präsident Assad den Fakten direkt gegenübergestellt. Prädikat lesenwert.

*Die ganze Diskussion und der Video-Beitrag ist inzwischen von der Tagesschau-FB-Seite verschwunden. Schließlich hilft dem Staatsfernsehen gegen die Bloßstellung der Lügen nur noch die Komplettzensur. Gut, daß es Screenshots gibt. Wer die Kommentare, auch in den großbürgerlichen Zeitungen, verfolgt wird feststellen, daß die Kritik an der Gleichschaltung die NATO-Lobhudeleien der Linientreuen (Typ tagtest und german-canadian) weit, weit überwiegt. Das gibt echt Hoffnung.