Sonntag, 18. September 2011

Libyen: Streit um Posten - NTC Truppen zum Rückzug gezwungen

Verkündung der neuen "Regierung" verschoben
In Windeseile versuchte man in Bengasi eine "Regierung" zusammenzuzimmern, um sich den Anstrich von Demokratie zu geben.
Die Verkündung der neuen "Regierung", die heute stattfinden sollte, ist nun auf unbestimmte Zeit verschoben "weil es noch abschließende Beratungen geben müsse." teilte Jibril, die Nummer zwei im NTC in Bengasi, nicht Tripolis (!) mit. Ein NTC-Offizieller sagte, man habe andere Oppositionskräfte, wie z. B. die Muslimbrüderschaft nicht genügend konsultiert. Es wird erwartet, dass Jibril seinen Posten als Premierminister behält, während Ali Tarhuni Vizepräsident für Wirtschaftsfragen wird. Das "Verteidigungsressort" soll an Osama al-Juwili gehen, Ölminister wird dann Abdel Rahman bin Yezza.


NTC Truppen zum Rückzug gezwungen
Wir bringen hier einen Bericht von AFP. Die Moral der Contras ist schlecht, die Verluste hoch. Wie ernst muß die Lage wohl sein,wenn sogar die eingebetteten NATO-Reporter solche deprimierten Berichte bringen. Uns fällt natürlich auf, wie die angebliche Rücksicht auf Moscheen und Zivilisten zur Schau gestellt wird.
 
September 18, 2011 - 12:14PM
AFP
Die Kräfte des neuen libyschen Regimes sind - am tödlichsten von drei Tagen heftiger Kämpfe - zum Rückzug gezwungen worden, nachdem sie vorher tiefer nach Sirte eindrangen, der Heimat Gaddafis. Raketen, Scharfschützen und schweres Artilleriefeuer töteten mindestens 24 NTC-Kämpfer, und verwundete 40, einschließlich eines französischen freiberuflichen Fotografen. „Die Situation am Kreisverkehr ist erbärmlich. Es gibt keine zentrale Führung, wir ziehen uns zurück, um uns neu zu formieren und von drei Seiten erneut hineinzugehen, sagt der Kommandeur der Al-Dhahira-Brigade Saleb Abu Shaala. Die Pro-Gaddafi-Kräfte in Sirte leisten hartnäckigen Widerstand gegen Tausende der früheren Rebellen-Kämpfer, die in und um die Stadt herum zusammengezogen wurden. Abu Shaala sagte, die Kämpfe brachen um 22.30 Uhr am Samstag aus und die Gaddafi-Kräfte setzten schwere Artillerie und Raketen gegen sie ein. Abdel Nasser al-Sheikh vom Misrata-Militärrat, beschuldigt die Gaddafi-Soldaten von der Bin Hamal Moschee zu feuern. „Wir können diesen Ort nicht angreifen.“ Ein anderer Kämpfer, Fatha Allah, 18, sagt: "Es gibt Fortschritte doch die Scharfschützen bleiben ein Problem.“ Er kam zurück von einer Frontlinie die näher an die Küste heranrückte. "Wir erreichten das Stadtzentrum, doch es gibt dort Familien.“ Sechs Stunden nach Beginn der Kämpfe, flogen NATO-Kampfflugzeuge über die Köpfe, während das Dröhnen des Artilleriefeuers nachließ, nachdem die Rebellen durch einen wichtigen Kreisverkehr im Süden der Stadt drangen, der am Freitag der Ort schwerer Kämpfe war. Doch Konvois von Kämpfer verließen Sirte am Samstagabend unter Raketenbeschuss wieder, nicht in der Lage, ihre erreichten Positionen zu halten. Das erwies sich als wiederkehrendes Muster in sieben Monaten des Konfliktes. Frontkämpfer und Kommandeure geben sich widersprechende Berichte über ihr Vorankommen in Sirte; die Männer im Kampf bestätigen, sie erwartete ein harter und gut ausgebildeter Feind, während die verantwortlichen Führer den Widerstand der Gaddafi-Kräfte herunterspielten. „Wir haben noch nicht einmal 5% von Sirte weil wir dauernd rein und raus gehen.“ sagt Abdul Rauf al-Mansuri, einer der für das neue Regime zur Waffe griff. Er sagt, dass trotz des riesigen Aufgebotes an bewaffneten Fahrzeugen in und um die Stadt herum, nur eine Minderheit der Männer sich wirklich richtig in den Kampf stürze. Mansuri fügte hinzu, dass die NTC-Kräfte keine großen Teile der Stadt kontrollierten, so wie die Top-Kommandeure aus Misrata behaupteten. Sie verloren ihre Stellungen auch durch den Rückzug in der Nacht, was den Gaddafi-Kräften Zeit gab, Waffen und Munition aufzufüllen. „Wenn wir die Stadt kontrollieren würden, würden wir dort schlafen, doch das tun wir nicht.“ An den Außenbezirken von Sirte, war ein Sanitäter dem das halbe Gesicht weggeschossen wurde, unter den ersten getöteten Männern, die von er Frontlinie gebracht wurden. Khaled Safati "war ein Gentleman und sehr freundlich. Er sagte immer, er fürchte sich nicht zu sterben.“ sagt Dr. Ali Maitiga, gegen seine Tränen ankämpfend."Er ging an die Front, um Verwundete zurückzubringen und kam tot zurück.“ Das nächste größere Krankenhaus ist 460 km entfernt in Libyens drittgrößter Stadt Misrata. Andere Sanitäter weinten als seine Leiche gebracht wurde und riefen wiederholt "Allahu akbar" ("Gott ist groß.") bevor sie sich der Flut an Verwundeten annahmen, bezeugt ein AFP Reporter. Der französische freiberufliche Journalist Olivier Sarbil war unter den schwer Verwundeten, nachdem er von einem Schrapnell getroffen wurde. Er wurde mit einem Hubschrauber nach Misrata zur weiteren medizinischen Versorgung evakuiert. Kommandeur Salem sagte, es wären mindestens 1200 bewaffnete Fahrzeuge des NTC da und über 6000 Kämpfer, meist aus Misrata, eingesetzt im Gebiet Sirte, um sich der unverbesserlichen Gaddafi-getreuen anzunehmen. „Das sind viele Häuser und Widerstandsnester, doch sie werden nicht die massiven Rebellenkräfte überwinden können.“ Er hörte Berichte, dass die Hälfte der Zivilisten geflohen sei. Die angreifenden Kämpfer würden versuchen, zivile Opfer in der 130.000 Einwohner zählenden Stadt zu vermeiden und sie würden nicht nach Rache suchen. „Wir nutzen keine schweren Waffen, außer um unsere Rebellen zu schützen, wenn sie angegriffen werden.“ Ein Fahrzeug mit drei Gefangenen, von denen die Rebellen sagen sie wären Scharfschützen, erreicht einen Checkpoint 30 km westlich von Sirte. Einer, ein alter Mann, zeigt Spuren von Schlägen, Blut rinnt von der Schläfe. Der jüngste Gefangene rief, dass er 19 sei, als eine wütende Menge von Kämpfern das Fahrzeug umringt und versucht das Trio zu schlagen. Andere hielte sie zurück und rufen, dass doch Medienleute da seien. "Sahafa, sahafa (Journalisten, Journalisten)„ schrien sie.