Samstag, 16. Juni 2012

Syrien-Ticker 16. Juni 2012

Terroristische Angriffe in Syrien
Wie bereits angekündigt, gab es gestern etliche Opfer von Bombenexplosionen. Zwei Sprengsätze an der Khaled bin al-Walid Moschee in Daraa, die Zahl der Todesopfer steht noch nicht fest. Zivilisten und angehörige der Pioniertruppen wurden verletzt als ein Sprengsatz an der al-Majed Moschee in Damaskus explodierte. Viele Opfer sind in kritischem Zustand. Zwei 7-kg-Bomben konnten entschärft werden. In Aleppo wurden Zivilisten von einer in einem Müllcontainer deponierten Bombe verletzt. Sechs Zivilisten und drei Sicherheitskräfte wurden verletzt als eine Bombe an der Saad Bin Abi Wakkas Mosche explodierte. Nördlich von Aleppo wurde auf einem Gehöft eine Werkstatt für Bomben und Raketen ausgehoben. Dort wurden Sprengsätze, Raketen, Sprengstoff, Chemikalien, aber auch Nachtsichtgeräte, Kameras und salafistische Literatur gefunden. Im Gebiet Tel Kalakh wurde ein Fahrzeug beschlagnahmt das Waffen aus dem Libanon brachte, darunter RPGs und Kalaschnikows mit Munition. Ein Sprengstoffanschlag auf die Ölpipeline in Deir Ezzor führte zur Unterbrechung der Rohöltransportes für die nächsten Tage. Sicherheitskräfte schlugen einen Angriff auf das Ölfeld al-Jafra zurück.

Christoph Hörstel berichtet
Syrien: Vorbereitungen für Kämpfe entlang der türkischen Grenze – gesellschaftliche Probleme und Terror
Syriens Luftwaffe bereitet Bombenangriffe vor – als Teil ihres Kampfes gegen Aufständische und Terroristen nördlich von Aleppo. Ein Blick auf hausgemachte Probleme und das internationale Terrornetzwerk – die richtige Gegenstrategie scheint noch zu fehlen.
In diesen Tagen bereitet sich die syrische Armee auf ausgedehnte Kämpfe vor, die verhindern sollen, dass sich eine Kampfzone von der nordwestlichen Stadt Hafeh bis zur nordöstlichen Stadt Hassakeh bildet. Während mögliche Bombenziele nördlich von Aleppo geprüft werden, wird ein großer militärischer Aufmarsch vorbereitet. Weitere Operationen stehen in der Umgebung von Idlib und Hafeh bevor. Gestern kamen die UN-Beobachter in Hafeh an und fanden nur einzelne Bewohner in der ansonsten gähnend leeren Stadt vor. Kurdische Freiwillige, die bisher die Avancen der Rebellen missachtet haben, werden von der Regierung bewaffnet, was ihren innenpolitischen Status ebenso hebt, wie ihre Attraktivität für außenpolitische Einmischungen; Diese Kurden sollen jetzt die syrisch-türkische Grenze östlich von Hassakeh bewachen helfen. Unterdessen werden Syriens südliche Grenzen vermint – und im Norden des Libanon wurde auf dessen Territorium eine Pufferzone eingerichtet, um die Schwierigkeiten zumindest in diesem Gebiet aus Syrien herauszuhalten. Die Küstengebiete am Mittelmeer sind nun völlig unter Kontrolle, sagen die offiziellen Quellen, in wieweit das korrekt ist, wird sich zeigen.
Im Moment jedenfalls stehen die Aufständischen und Terroristen vor Nachschubproblemen, weil sie in der vergangenen Woche zu viele Positionen und Waffenlager verloren haben. Ihre Kommunikationsnetzwerke wurden zerstört oder in ihrer Reichweite eingeschränkt – und die übrigen werden zunehmend erfolgreich überwacht.
Berechtigte Forderungen vom Ausland mißbraucht
Dies ist nun die Zeit, innezuhalten und die Gründe zu betrachten, warum der Aufstand überleben kann: Was wir in Syrien sehen, bietet verschiedene Merkmale einer blutigen Version der „Occupy“-Bewegung. Berechtigte Forderungen normaler Syrer wurden vom Ausland und seinen Spezialisten für Geheimoperationen ausgenutzt. So kam es, dass ziviler Ungehorsam im März vergangenen Jahres zu gewalttätigen Zusammenstößen ausufern konnte. Die Forderungen der Bevölkerung sind und waren ebenso schlicht wie gerechtfertigt: Sie wollten als Bürger respektiert werden, wann immer sie sich an die Ämter und Gerichte wenden, sie wollen, dass das wachsende Ungleichgewicht in der Verteilung des Reichtums und die Arbeitslosigkeit beseitigt werden, sie wollen Redefreiheit und mehr Einfluss auf die Politik. Das herrschende System bewegte sich – tat jedoch insgesamt zu wenig und das auch noch zu spät, packte manche Tabus wie Korruption und Unterdrückung nicht ausreichend an. Es waren diese gravierenden Fehler, die den ausländischen Agenten überhaupt erst den Bewegungsspielraum verschafften, um Kämpfer anzuheuern, falsche Demonstranten, tatsächliche Anarchisten; sie zu bewaffnen und ihnen Hightech-Kommunikationsgeräte zu geben und sie daran zu trainieren; die Mechanismen einer konzertierten Aktion internationaler Politik und Medien in Gang zu setzen.
In Syrien träumen jetzt viele, auch Offizielle, von Reformen, die praktisch umgesetzt werden von einer neuen, ehrgeizigen jungen Klasse von Beamten als erste Ansprechpartner, wann immer sich die Bevölkerung an die Ämter wendet. Solche Schritte würden Syrien weniger verwundbar machen für ausländische Einmischungen, wie sie das Land seit mehr als einem Jahr erlebt. Jetzt hingegen erleben Bürger, die Hilfe bei Ämtern suchen, Verzögerungen, Inaktivität, bis hin zu Furcht bei den Bürokraten, Entscheidungen zu treffen, weil jede Entscheidung Risiken mit sich bringt – und Risiken sind in Syrien zur Zeit nicht eben en vogue, waren es nie, um die Wahrheit zu sagen. Und das trifft leider auch auf viele neu ins Amt eingeführte Offizielle zu.
USA setzen Guantanamo-Terroristen ein
Während der militärischen Operationen dieser Woche im Gebiet Homs-Khaldiyeh-Rastan, machten die Sicherheitskräfte einen unerwarteten Fang: Sie hatten aus Platzmangel alle gefangenen mutmaßlichen Terroristen in einem einzigen Gefängnis in Homs einquartiert. Dabei schlug und trat einer der Gefangenen einen anderen in einem wilden Streit, während ein dritter zu schlichten versuchte. Einer der Wärter, von der ungewöhnlichen und harten Prügelei zwischen Gefangenen aus unterschiedlichen Städten alarmiert, entschied sich, alle drei verhören zu lassen.
Das Ergebnis hat die syrischen Offiziellen in höchstem Maße erstaunt – und den Geheimdiensten („Mukhabarat“) einen ziemlichen Tiefschlag versetzt: Alle drei sind Libyer, zwei von ihnen entstammen der nordöstlichen Küstenstadt Derna, der dritte kommt aus Tobruk. Der Angegriffene heißt Salaf, der Angreifer Momin, der Schlichter Dirham. Momin wirft Salaf vor, für den Tod seines Bruders, eines Bombenbauers, bei einem Auto-Bombenattentat in Damaskus verantwortlich zu sein. Salaf war 2009 aus dem US-Folterlager Guantanamo entlassen worden, nachdem er mit einer privaten US-Sicherheitsfirma gemäß einem „Homeland-Security“-Verfahren von 2008 einen Vertrag abgeschlossen hatte. Auf dieser Grundlage wurde Salaf erst in den USA ausgebildet, ging dann im folgenden Jahr, 2010, nach Tunesien, wo ihn ein pensionierter ägyptischer Oberst unter die Fittiche nahm. Momin war Koordinator einer Geheimaktion, die als „Gefängnisevakuierung“ mit einer weiteren Aktion „Lampedusa-Überfahrt“ gekoppelt wurde und künftiges al-Qaeda-Personal in Europa einnisten sollte, nach dem so genannten „Arabischen Frühling“ in Tunesien. Momin durchlief eine ebenso vielfältige wie interessante Reisekarriere, die ihn über Italien nach Frankreich brachte, ohne Pass und Geld. Dort wurde er aufgegriffen und mit einem Ticket französischer Sicherheitsdienste ins türkische Antalya gebracht, mit einem Direktflug. Dirham war für Finanzangelegenheiten verantwortlich, einer neuen Spielart des altherkömmlichen bargeldlosen „Havala“-Überweisungssytems, das wegen der Verwendung von Mobiltelefonen „Handy-Havala“ genannt wird. Das System sieht vor, dass ein Zahlungsempfänger vom Einzahler per MMS mit Foto und Passnummer der auszahlenden Stelle angekündigt wird: Auf diese Weise wurde ein ganze Liste von besonders betreuten „Flüchtlingen“, zumeist aus Afghanistan, Jemen und Pakistan unter den Tunesiern nach Europa, nach Deutschland, Frankreich und England, eingeschleust. Dies alles behaupten die syrischen Offiziellen, auf deren Aussagen die bisherige Berichterstattung aus Syrien beruht. Die Angaben sollen in den kommenden Tagen mit weiteren Daten erhärtet werden. Der besondere Tiefschlag für die syrischen Dienste liegt jedoch darin begründet, dass Salaf fast zwei Jahre lang unbehelligt in Homs leben konnte, offiziell als wohlhabender Geschäftsmann, Importeur von Nahrungsmitteln, landwirtschaftlichen Produkten und Reinigungsmitteln. In dieser Zeit reiste er einige Male in die Türkei; die letzte derartige Reise führte ihn vom 9.-11. April dieses Jahres in das türkische Flüchtlingslager Yayladagi, auf Grund einer „nicht ablehnbaren Einladung“. Hierzu muss man wissen, dass aus den sorgsam abgeschotteten türkischen Flüchtlingslagern gern Kämpfer und Terrorspezialisten rekrutiert werden, ähnlich der Vorgehensweise in Afghanistan von pakistanischem Gebiet aus. In Homs war Salaf vor seiner Festnahme aufgefallen, weil sein Büro-ähnliches Apartment von Dutzenden bewaffneter Milizionäre bewacht wurde. Dort fand man dann auch zwei Satellitentelefone und weiteres umfangreiches Hightech-Kommunikationsgerät, sagen die Quellen.
In diesen Tagen suchen syrische Sicherheitskräfte fieberhaft nach weiteren mutmaßlichen Terroristen, die dann in Damaskus in Sicherheitsverwahrung gebracht werden, was immer das bedeuten mag. Unter einer Menge direkter und glaubwürdiger Informationen aus syrischen Sicherheitskreisen über die Kampfhandlungen der letzten Tage ist dies sicherlich der erstaunlichste Vorgang, der weiter recherchiert und überprüft wird. 
Kurz gefasst lässt sich sagen, dass Syrien einer dreifachen Herausforderung gegenübersteht: „asymmetrische“ Kriegsführung, eine tiefe gesellschaftliche Krise, Elemente des „Terrormanagement”.



Hamburger Demonstration für Frieden in Syrien

Gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg - Hände weg von Syrien !
 
Wann: 16.06.12 !!!
Wo: Hamburg, Hachmannplatz (Wandelhalle)
Zeit: 14UHR (Bitte pünktlich sein!)
Hier weitere Info's:
Route: Hachmannplatz über den Hauptbahnhof und die Mönckebergstraße hin zum Gänsemarkt, Abschlusskundgebung: 18.00 Uhr.

Krieg ist keine Lösung, Bomben sind keine Lösung, töten ist keine Lösung, das sollte jeder vernünftige Mensch nach dem die Menschheit soviele Kriege im letzten Jahrhundert durchgemacht wissen. Wir glauben an eine Welt in der alle Menschen egal welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion miteinander in Friede leben können.

Wir können doch nicht in jedem Land die bewaffnete Regierungsübernahme durch Rebellen unterstützen von denen wir überhaupt nicht wissen wem sie dienen und welche Ziele sie verfolgen. Bisher ist Syrien noch Säkular falls Assad durch Gewalt gehen muss und Chaos bricht können sich die religiösen Minderheiten in Syrien schon mal auf Diskriminierung und Terror durch die Radikalen Islamisten einstellen.  

Bitte erheben Sie Ihre Stimme, gegen die Kriegstreiberei gegen das Syrische Volk. Wir wollen Frieden und ein friedliches Zusammenleben. Schauen Sie bitte nicht einfach weg, es geht um Menschenleben!

Die zionistischen Springer-Medien stellen Demos für Syrien als von Assad bezahlte Demonstrationen dar.
Wir von "Hinter der Fichte" unterstützen diese unabhängigen Demonstrationen aufrechter Bürger weil wir für Reformen in Syrien sind! Es ist aber Sache der Syrer über ihr Schicksal zu bestimmen und nicht die der NATO-Kriegsverbrecher von Libyen oder die von Islamisten.