Samstag, 15. Oktober 2011

Libyen: Kämpfe in Tripolis und Sirte

Es gibt zunehmend Zusammenstöße in Libyen, Pro-Gaddafi Demonstrationen und intensive Kämpfe, nachdem Gaddafi diese Woche seine Botschaft an das Volk sendete, gegen die Invasion zu kämpfen.
Während der  Freitagsgebete gingen die Menschen auf die Straßen von Tripolis, aus mindestens fünf Stadtbezirken wurden Demonstrationen gemeldet, darunter Abu Salim.  Die Leute gingen mit grünen Flaggen und Bildern von Gaddafi auf die Straße und wurden nach NATO-Medienangaben von den NTC-Milizen beschossen. (Demonstrationen fanden schon seit dem 12. Oktober statt. Die NATO feuerte sogar mit Hubschraubern auf das Volk.) Es gab viele Tote. Deshalb begannen die Gaddafi-Truppen Angriffe in all diesen Stadtbezirken. Es gab es viele Verhaftungen durch die NTC-Söldner. Die Verhafteten werden misshandelt. Verschiedene Quelle in Tripolis berichten von Schlägen und erstochenen Gefangenen, obwohl erst letzte Woche Menschenrechtsorganisationen den NTC aufgerufen haben, die Misshandlungen von Gefangenen zu unterlassen. Die Kämpfe kamen gegen Abend zum erliegen, brachen aber in der Nacht und heute wieder aus. 


Die ARD betrachtet, wie nicht anders zu erwarten, die Lage aus dem Blickwinkel der NATO-Propaganda und spielt die Vorgänge herunter. Schuld seien die Demonstranten! Es seien nur 50 Leute gewesen, nur kleinere Kundgebungen und alles sei schon unter Kontrolle. O-Ton:
„Rund 50 bewaffnete Anhänger Gaddafis seien für die Gewalt verantwortlich gewesen, erklärte die neue Führung weiter. Die Situation sei aber unter Kontrolle gebracht und 27 Kämpfer seien festgenommen worden. … Nach Angaben von Einwohnern der libyschen Hauptstadt gab es nach den Freitagsgebeten in mehreren Vierteln kleinere Kundgebungen von Gaddafi-Anhängern. Zu den Zusammenstößen kam es in Abu Slim. Ein Kämpfer des Übergangsrates sagte, schon am Vortag seien aus einem fahrenden Wagen Schüsse abgefeuert worden.“
Wie gehabt: „Nach Angaben von Einwohnern… Ein Kämpfer….“ Wieder mal nur Anonyme. Dabei gibt es genügend Journalisten vor Ort die die ARD fragen könnte. Doch dann käme ja ans Licht, dass die ARD desinformiert.

Nicht anders schaut es beim ZDF aus. Man beachte die stimmungs- und meinungsmachende Wortwahl.

Die NATO Special Forces aus Großbritannien, Frankreich oder Katar, die im August Tripolis überfallen haben, sind für das ZDF „Revolutionstruppen“. Friedliche Demonstranten )siehe oben) sind „bewaffnete Anhänger“. Weil sie „Pro-Gaddafi-Parolen“ riefen. Dass deshalb auf sie geschossen wird scheint für das ZDF normal zu sein. Als angeblich Gaddafi auf „friedliche Demonstranten“ schießen ließ, die wie wir heute wissen bewaffnete Banden waren, wurde Libyen in einen Krieg gestürzt. Schießt die NATO auf Demonstranten ist das was anderes. Zum Schluß der Kompaktlüge wieder die Story vom fast komplett durch den NTC kontrollierten Libyen. Auch die ewige Wiederholung macht die Lüge nicht wahrer.

Sirte
Freiwillige leisten Widerstand gemeinsam mit Gaddafi Soldaten. Die Stadt ist durch die NATO-Luftangriffe, Panzer- und Artillerieangriffe des NTC zerstört. In diesen Kämpfen wurden von nicht ausgebildeten NTC-Leuten wahllos unglaubliche Mengen an Geschossen in die Stadt gefeuert und die Infrastruktur zerstört. Die NTC-Leute üben schreckliche Rache. Die Häuser von Sirte werden geplündert. Kämpfe und Plünderungen wechseln sich ab und viele Gefangene werden umgebracht. TeleSur berichtet: „Wir entdeckten viele Leichen in der Umgebung. Der NTC sagt er hätte 99% unter Kontrolle, aber der Widerstand ist viel komplexer und weiter.“ Überall finden Straßenkämpfe statt. Gaddafi-Kämpfer schießen mit RPGs, Granatwerfern und Maschinengewehren.

Die von der NATO zerstörte Stadt Sirte. Quelle: AlJazeera
Die „Rebellen“ mussten sich wieder aus dem Stadtzentrum zurückziehen. AFP: „Die NTC-Kräfte musten sich unter Trommelfeuer der Gaddafi-Getreuen wieder zurückziehen, mindestens zwei Kilometer bis zum Polizeihauptquartier, das sie am Dienstag eingenommen hatten. " Al Jazeera gesteht ein, dass die meisten dieser Leute nicht mal  eine Waffe richtig abfeuern können.
Die NTC-Kämpfer haben sich in Sirte mit Granatwerfern selbst beschossen, da die Laien senkrecht nach oben schossen und ihnen die Granaten auf die Köpfe fielen. Unglaublich, dass die NATO weis machen will, diese Dilettanten hätten einen wesentlichen Anteil am Krieg.

Ohne NATO-Luftangriffe und die NATO-Bodentruppen wäre der Krieg längst beendet. Libyen erwartet nun ein Partisanenkrieg. Die Kämpfe finden auch in Sabah, Tobruk, Bengasi, Bani Walid und anderen Städte, z. B. an der tunesischen Grenze statt. Zunehmend werden die "grünen" Libyer durch Tunesier und Algerier unterstützt. NTC-Objekte im ganzen Land sind zu legitimen Zielen von Angriffen des libyschen Widerstandes erklärt worden.

Übrigens richten sich im Schatten der Ereignisse in Sirte und Tripolis die NATO-Luftangriffe zum "Schutz der Zivilbevölkerung in der Flugverbotszone" gegen Stadt und Umgebung von Bani Walid. Gestern wurden in 67 Einsätzen 16 Luftangriffe geflogen.