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Sonntag, 15. Juli 2012

Vereinigte Emirate: Spanisch in Sirte

Teil 2 von Privatisierter Krieg

Strategie des Terrorpaten
Die heutige amerikanische Strategie der USA "Kampf gegen den Terror"  erinnert in ihrer Kombination an das „Roll-back“ und „Containment“ gegenüber der Sowjetunion und dem Warschauer Vertrag vor über 50 Jahren; nur weltumspannend und ohne jegliche Skrupel. Der Kalte Krieg zielt heute nach wie vor auf die Einkreisung Russlands und Chinas ab und führte von der Erosion des Warschauer Paktes,  über die Aggression gegen Libyen bis zum Krieg gegen Syrien und Iran. Aufgrund der weit und breit bekannten Kriegsverbrechen der USA, ihrem desaströsen Image, aus finanziellen Gründen, aber auch, um Komplizen an sich zu binden, sind sie dazu übergegangen, sich als Strippenzieher im Hintergrund zu halten. Stattdessen wurde schrittweise ein Komplex politischer, ideologischer psychokriegerischer und militärischer Tarnmaßnahmen zur Verschleierung der aggressiven Absichten, Mittel und Methoden des Imperiums angewandt. Dazu gehört die Vereinnahmung der UNO und ihrer Suborganisationen oder die Schaffung bzw. Steuerung von Pseudo-Menschenrechts- oder NGO-Organisationen wie Amnesty, HRW oder Avaaz.  Eine Schlüsselfunktion bei dieser schleichenden Erosion des internationalen Geistes des Völkerverständigung und des Friedens bekam die Zerstörung völkerrechtlicher Grundsätze wie staatliche Souveränität, Integrität und das Selbstbestimmungsrecht der Völker.  Sie wurden ersetzt durch aggressive Dogmen wie die „Responsibility to protect“, für deren Implementierung ebenfalls die o. g.  degenerierten Organisationen von UNO bis deutscher grüner Partei eingesetzt werden. Wie die Kriege gegen Libyen und Syrien beweisen, setzen die USA heutzutage vor allem Marionetten als Kanonenfutter ein. Die Bombardements Libyens wurden im Wesentlichen durch Großbritannien, Frankreich, Kanada oder arabische Alliierte durchgeführt.  Die Operation „Mermaid Dawn“, der Überfall auf Tripolis, war eine Kommando-Aktion der Special Forces der NATO und von GCC-Staaten wie Katar, Saudi-Arabien und der VAE.
Dieses Prinzip des Schattenmannes gilt ebenso in der direkten amerikanischen Politik, wo nach außen eine kreischende Susan Rice (oder früher Condolezza Rice) und schrille Hetze bis zum Mordbefehl („Gaddafi tot oder lebendig!“) verbreitende Hillary Clinton die öffentliche Drecksarbeit erledigen. Obama bleibt stets schemenhaft im Abseits. Von dort aus aber gibt er fast täglich Mordbefehle an seine Amazonen, das Pentagon und die CIA. Von ihm direkt schriftlich bestätigt und von seinem Geheimdienst am Joystick ausgeführt werden Mordanschläge ohne Verfahren und Urteil - per Drohnen.

Pappkameraden und Kanonenfutter 
USA und Großbritannien setzen in Afrika und Nahost gerne arabische Staaten für ihre Zwecke ein. Das gilt für deren Armeen ebenso wie für ihre Medien wie Al Jazeera und Al Arabiyah. Diese Ministaaten haben aus verschiedenen Gründen weder Willen noch Chance, sich dem Weltgangster oder der ehemaligem Kolonialmacht Großbritannien zu widersetzen. Gaddafi sagte 2009 König Abdullah von Saudi-Arabien ins Gesicht:
„Du wurdest erschaffen von Großbritannien und wirst beschützt von den USA.“
Die Pistole im eigenen Nacken, bleibt einigen GCC-Staaten keine andere Wahl, als nach Möglichkeiten zu suchen, die Wünsche der „Weltgendarmen“, die sich Welt-„Gemeinschaft“ nennen, irgendwie zu erfüllen. (Natürlich spielen hier noch weitere Faktoren, wie religiöse der Sunniten, Schiiten, Wahabi, Salafisten etc. hinein.) Ein Befreiungsschlag der Scheichs ist, nach dem Vorbild der Erpresser aus den USA,  ihrerseits Pappkameraden vorzuschieben.
Die USA hatten für den Irak-Krieg zum Beispiel von Erik Prince eine private Armee unter der Tarnung einer privaten Sicherheitsfirma mit dem Namen „Blackwater“, später „Xe“ und "Academi"zusammenstellen lassen. Prince’s Firma lieferte auch Unterstützung für die Emirate. Doch einerseits wollte man sich nicht gänzlich auf den in Amerika von der Justiz Verfolgten verlassen. Andererseits zeigten die weitgehend hilflosen Staatsanwälte und Abgeordneten aber: Gräueltaten von Söldnern können durch solches Kaskadensystem schlecht verfolgt werden. Zumal auf Schlachtfeldern niemand Beweise sammeln kann. Das mag der entscheidende Beweggrund für die Emirate gewesen sein, a) Im Ernstfall nicht Muslime auf Muslime (in Libyen, Syrien, Iran) schießen zu lassen, sondern Leute vom anderen Ende der Welt und b) sich zwischengeschalteter „Privat“-Firmen zu bedienen. Am 15. Mai 2011 erklärte General Juma Ali Khalaf Al Hamiri, Chef für Personal und Verwaltung der VAE Armee: 
Die bewaffneten Kräfte der VAE haben jüngst eine Anzahl ‚dritter Parteien‘ engagiert; wie ‚Spectre‘, die akademisches Training liefern, ‚Horizon‘ ein Pilotenausbildungspartner und ‚R2‘ die operative, Planungs- und Ausbildungsunterstützung liefern.“ „Diese Dritten spielten schon eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung der VAE-Armee bei der Ausbildung irakischer und afghanischer Sicherheitskräfte…“ 
Die New York Times meldete am 15. Mai 2011, bei "R2" handele es sich um eine Firma von Blackwater-Erik Prince. Doch bald beeilten sich alle Beteiligten zu versichern, dies sei nicht so. "R2" ist, wir erinnern uns, "Reflex Responses Management Consultancy LLC", die jene kolumbianischen Soldaten in ihrem Heimatland abwirbt und den VAE zuführt. 

Der Milliardenvertrag
Hier ist der ganze Vertrag. Er zeigt, dass von „kürzlich engagiert“ keine Rede sein kann. Das 2-Milliarden-Dirham-Abkommen wurde schon 10 Monate zuvor, am 13. 7. 2010 unterschrieben. Wir haben die Kopie Spezialisten in den VAE vorgelegt. Sie bestätigen die Echtheit „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“. Der Vertrag dauert von 2010 bis 2015 und hat einen Vertragswert von 592.166.745,13 US$. 105 Millionen wurden sofort gezahlt, der Rest in je drei jährlichen Raten bis 2015.

Die Rochade
Unverkennbar musste der General, der weder vorher noch danach wieder Erscheinung trat, wegen der Artikel in der New York Times  nach vorne preschen. Prince wurde aus der Schusslinie genommen. Fox News meldete am 9. März 2011, im Rahmen einer „Überarbeitung“ habe die Firmengruppe, die sich inzwischen „Academi“ nannte, neue Chefs bekommen.  Erst jetzt tauchte als Direktor der „R2“ aus Abu Dhabi, ein gewisser Michael Roumi auf.
Michael Roumi
Roumi kommt aus dem Softwaregeschäft und hatte bis 2004 bei „Canadian Bank Note“ gearbeitet. Sein Lebenslauf weist ein Loch für 2004 bis 2010 auf. Unseren Recherchen zufolge diente er in dieser Zeit bei GNSS „GulfNet Security Systems“. Man kann davon ausgehen, dass sich Prince und Roumi daher kennen. Denn Roumi arbeitet in jener Zeit an einem ID-Hochsicherheitssystem für die Regierung des Irak. Roumi, als IT-Mann, kann weder Erfahrungen mit Special Forces noch Waffen nachweisen, die eine Investition von einer halben Milliarde Dollar in seine Firma rechtfertigen würden. Er muss wohl schon deshalb als Platzhalter, wenn nicht Tarnung für Prince/Xe/Blackwater betrachtet werden.
Davon geht im Mai 2011, lange vor dem Fall Tripolis‘ und der Ermordung Gaddafis in Sirte, auch Manlio Dinucci auf Global Research aus.
„Wie auch immer das Szenario sein wird, … gerichtet auf den Sturz der libyschen Regierung plant die US-NATO-Allianz den Einsatz der geheimen Söldner-Armee. Die grundlegenden Ziele sind: 1.) Der Schutz der Ölanalagen in der Hand amerikanischer und europäischer Ölkonzerne, 2.) die Eliminierung von Gegnern, 3.) das Land schwach und geteilt zu halten. das sind die "innovativen Lösungen", welche „Xe Services“ (ehemals Blackwater) stolz ist, der US-Regierung zu liefern.“
Im Frühjahr/Sommer 2011 belegen viele Quellen in Bild und Ton, wie ausländische „arabische“ Spezial-Kräfte z. B. in Bengasi oder Misrata, aber auch bei der Jagd auf Muammar Gaddafi eingesetzt werden. Niemals spielten die der Weltöffentlichkeit als „Rebellen“ vorgesetzten Turnschuh-Chaoten auf ihren Pickups, oft zu linkisch, eine Kalaschnikow zu bedienen,  irgendeine entscheidende Rolle bei der Besetzung Libyens. In Wahrheit war das ein in Washington, Langley und Brüssel koordiniertes Zusammenwirken von NATO-Luftwaffe, geheim operierender Special Forces der NATO und der GCC-Staaten, und Al-Kaida-Kräften unter Belhadj. Im Herbst 2011 zeigte ich (u. a. in „Compact“), dass die Einnahme von Tripolis „eine Operation von NATO-Spezialkräften“ war.

Spanisch in Sirte
Als am 20. Oktober 2011 seine Kolonne vor Sirte durch NATO-Luftangriffe aufgerieben und Muammar Gaddafi ermordet wurde, waren am Boden ebenfalls NATO-Kräfte im Einsatz. Selbst den während des Libyen-Krieges entweder schweigenden oder lügenden Staatsmedien rutscht mal was raus. Aus Brüssel erklärt Marion von Haaren mehrmals in der ARD in jenen Tagen, dass die NATO sich sehr bedeckt über die Operation halte oder dass man bei der NATO den Einsatz von Special Forces inoffiziell bestätigt habe. Die NATO hat allen Grund, sich unsichtbar zu machen. Verruckelte Handyvideos aus Libyen zeigten oft, was verborgen bleiben sollte: Ausbilder, Sniper, Ausrüstung, Fahrzeuge und immer wieder Special Forces aus dem Westen oder GCC. Das Internet ist – noch – voll davon. Nur ARD und ZDF in Deutschland lügen tapfer im Namen der NATO weiter:
"Da wir keine Soldaten auf libyschem Boden haben, können wir nicht sagen, wer möglicherweise bei diesem Angriff getötet worden ist.", so eine NATO-Sprecherin. ARD am 20. 10. 2011 
Einen der seltenen Momente in denen die Decke der Geheimhaltung unfreiwillig gelüftet wurde, war aber gerade die Ermordung Gaddafis und seiner Begleiter. Mehrere Handy-Videos des Ereignisses zeigen westliche Kämpfer in Spezial-Ausrüstung. Im auf unserem Youtube-Kanal zu sehenden Video, verbreitet von Al-Arabiyah und Al Jazeera, sind bei Minute 2:23 bis 2:30 "deja que lo fusilen" and "vamos", „schießen lassen“, „vorwärts“ zu hören. Eindeutig spanische Worte, die von Muttersprachlern aus Mittelamerika als kolumbianischer Akzent identifiziert werden.
Sirte 20. Oktober 2011: Pistole zielt auf Kopf Gaddafis, Standbild aus Youtube Video "Muammar Gaddafis Gefangennahme am 20. Oktober 2011"

Man wird nun die Ohren spitzen müssen, wo in Nahost jetzt spanisch gesprochen wird. Der Einsatz von Ausländern in einer Hybrid -Armee scheint zum Modellfall in Nahost zu werden. Syrien und Iran sind die nächsten Operationsgebiete. Der Vertrag mit "Reflex Responses"  läuft mindesten bis 2015. Bis dahin kann viel passieren.
"Hinter der Fichte" schrieb einen Tag nach der Eroberung von Tripolis:
Damascus und Teheran
Der Krieg gegen Libyen soll den Weg freimachen für den Krieg gegen Syrien und schließlich gegen den Iran. Der Krieg gegen das kleine Libyen ist nur der Anfang. Wer den Fall Libyens als „Freiheit“ feiert, hat Afghanistan und Irak vergessen und schaut nicht auf die logischen Folgen.
Betrachten wir alles was nun folgt vor diesem Hintergrund. Der Krieg ändert sein Gesicht. Er wird in den Medien gegen die Hirne, von der NATO überwiegend aus der Distanz und am Boden meist von Stellvertretern geführt.
Die Realität hat uns bestätigt.