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Donnerstag, 14. Juni 2012

Syrien-Ticker 14. Juni 2012

15.00 Uhr
Christoph Hörstel meldet
Syrien: ex-Guantanamo-Häftling gefasst, schwere Waffen für Aleppo und Hassakeh
Der Truppenaufmarsch in der Grenzregion zur Türkei macht Fortschritte
Potsdam/Istanbul (FLN) - Syrische Sicherheitskräfte haben einen ehemaligen Häftling des US-Folterlagers Guantanamo festgenommen. Der aus der ostlibyschen Küstenstadt Derna stammende Mann wurde in Homs gefasst und zur Vernehmung nach Damaskus gebracht.
Unterdessen bringt die Armee schwere Waffen nach Aleppo und die nordöstliche Stadt Hassakeh, um die Einrichtung einer Kampfzone entlang der türkischen Grenze auf syrischem Territorium zu verhindern.

12.30 Uhr
Syrien verhindert Einsickern von Bewaffneten aus Libanon
Syrien hat heute in al Arida und in al Armouta im Gebiet Homs zwei Versuche vereitelt, Bewaffnete aus dem Libanon nach Syrien einsickern zu lassen. Es gab Tote und Verletzte, die restlichen flohen zurück nach Libanon.

Bombenwerkstatt ausgehoben
In Hama wurde nach der Erstürmung eines Hauses eine Bombenwerkstatt entdeckt. In dem Waffenlager wurden Munition, Sprengstoff und moderne Kommunikationstechnik sichergestellt.

Türkei in Waffenschmuggel verwickelt
Die sogenannte Freie Syrische Armee (FSA) wurde von Saudiarabien und Katar mit Waffen versorgt. Sie wurden mit Unterstützung des türkischen Geheimdienstes MIT über die Türkei nach Syrien gebracht, berichtet ein westlicher Diplomat in Ankara. Independent

10.30 Uhr 
UN-Beobachter unter Verdacht der Spionage für die NATO
Diese Meldung kommt aus dem Iran. Wir halten sie für glaubhaft. Der Iran hat reiche Erfahrungen mit UNO-„Beobachtern“, die ganz offen spionieren, wie wir schon im Februar 2012 berichteten. Demzufolge hat ein Mitglied des UN-Beobachterteams in Syrien die Zeitung al-Diyar informiert, einige Beobachter führten Spionageaufträge aus, indem sie Angaben über die militärischen Hauptquartiere Syriens sammeln. Auf Weisung des Chefs, General Mood, besuchten sie die Hafenstadt Tartus, wo sich der russische Marinestützpunkt (der einzige Militärstützpunkt Russlands überhaupt, HB) befindet. Er ist von hoher militärischer Bedeutung. Der Besuch in Tartus ist verdächtig, weil die Stadt gar nicht von den Unruhen im Land betroffen ist.
Außerdem waren die „Beobachter“ in vier Militärbezirken wie Daraa, Homs and Idlib wo syrische Luftstreitkräfte und Luftverteidigung stationiert sind. Die "Beobachter" zum Schutz der Zivilbevölkerung hätten Videoaufnahmen von der Luftraumüberwachungsbasis al-Hareh und einer weiteren zwischen Nowi und al Sheikh al Meskin gemacht. 
Die Aussagen korrespondieren mit allen Informationen die wir seit Libyen über die Kriegsvorbereitungen, einschließlich von Flugverbotszonen als Mittel zur Ausschaltung der Luftverteidigung, kennen. Sie korrespondieren auch mit den tödlichen Erfahrungen die Iran mit "neutralen Bobachtern" machte: Als Iran Transparenz zeigte und den Beobachtern Namen nannte, wurden iranische Wissenschaftler ermordet.
Was würden Amerika oder Israel tun – oder jedes andere Land – falls fünf seiner Wissenschaftler durch eine feindliche Macht ermordet würden? Wie würden die reagieren, falls zur selben Zeit das mächtigste Land der Welt seine Streitkräfte an ihre Grenzen verlegt, während es die Blockade verschärft, um die Wirtschaft abzuwürgen?
Barry M. Lando
8.00 Uhr
Iran und Moskau "nah beieinander" 
Wie wir 0.30 Uhr meldeten will die NATO Syrien als Bedrohung für den Weltfrieden hinstellen. Der Weltfrieden wird allerdings von jenen bedroht, die Waffen liefern.
Syriens Außenamt weist wohl aus diesem Grunde die Bezeichnung „ Bürgerkrieg“ zurück. Was dort passiere sei "ein Krieg gegen bewaffnete Gruppen, die sich für den Terrorismus entschieden haben."
Iran: Irans Außenminister meint Teheran und Moskau seien nah beieinander beim Syrienproblem. Der Westen und arabische Nationen schicken Waffen und Kräfte nach nach Syrien und lassen die von Assad versprochenen Reformen nicht zu.  Katar, Saudi Arabien, und USA bewaffneten die syrischen Terroristen.
Außenminister Lawrow und Außenminister Ali Akbar Salehi in Teheran: "Nah beieinander".
NATO-Frankreich: Den berühmten Anonymen (diesmal Diplomat) bringt AFP ins Spiel: Es bestehe das Risiko eines Stellvertreterkrieges, weil verschiedene Staaten das Regime oder die Opposition unterstützen.
Das ist Meinungsmache der NATO zur Rechtfertigung ihrer Waffenlieferungen über Katar Saudiarabien und Türkei. ’Stellvertreterkrieg’ soll implizieren, beide Lager lieferten Waffen (s. Hubschrauberlüge Clintons) und ließen die Syrer gegeneinander kämpfen. Es waren aber die Russen die von Beginn an den Stopp aller Waffenlieferungen an die Parteien verlangten und es sind die Amerikaner die schon auf der Münchner Sicherheitskonferenz verkündeten, sie würden Waffen an die Assad-Gegner liefern. Flugverbotszonen-Roth und Bilderberger Trittin saßen damals andächtig lauschend im Publikum.

7.00 Uhr
Man kann Plätze und Paläste fälschen
Wegen unseres Hinweises auf mögliche massive Psycho-Kriegs-Aktionen gegen Syrien am Freitag (s. unter 13. 6., 15.30 Uhr) erhalten wir Anfragen, wie das aussehen könnte. Deshalb der Verweis auf die Vorgängeraktion; die angebliche Eroberung von Tripolis. Der spätere Libyen-Statthalter der NATO, Jibril, gibt die Psycho-Propaganda-Show vom "Grünen Platz" unumwunden zu. Auch der erlogene Fall des irakischen Basra wurde 17 mal gemeldet, um die Moral der Iraker zu zermürben.

6.00 Uhr
Frontline News – the real stuff: No. 3, 13. Juni 2012   
Syrien: Aufständische und Terroristen wollen Kampfzone entlang der türkischen Grenze einrichten
Während in Homs die Häuserkämpfe langsam enden, fliehen die Regierungsgegner nach Norden und nach Osten, um sich erneut festzusetzen.
Von Christoph R. Hörstel
In Homs gehen die Hausdurchsuchungen langsam zu Ende, dauern jedoch in den nahegelegenen Vorstädten Rastan und im Stadtbezirk Khaldiyeh noch an.
Aufständische und Terroristen fliehen Richtung Hafeh, wo gerade erst am Vergangenen Wochenende wieder Ruhe eingekehrt war. Sie treffen dort auf ihre Waffenbrüder aus Richtung Türkei und Idlib.
Diese vereinigten Kräfte versuchen nun, in Hafeh eine neue Basis aufzubauen, um ihr verlorenes Zentrum in Homs zu ersetzen. Hafeh ist ein wichtiger und belebter Durchgangsort in Richtung Türkei und Idlib, von dort aus führen weitere Versorgungsstraßen weiter ostwärts zu den Terror- und Flüchtlingscamps in der Türkei.
Syrische Offizielle versuchen jetzt an der neuen Frontlinie von Hafeh bis zur nordöstlichen Stadt Hassakeh zu verhindern, dass sich dort auf syrischem Territorium eine neue Unsicherheitszone entlang der türkischen Grenze bildet. Diese Offiziellen geben an, die neue, kurdisch dominierte Führung des „Syrischen Nationalrats“ aus Hassakeh habe die Kurden dort aufgerufen, sich ebenfalls den Rebellen anzuschließen. Doch die örtlichen Stammesführer haben dies offenbar zunächst zurückgewiesen.

Die syrische Armee führt ihren Häuserkampf unterdessen weiter fort, hat in den letzten Tagen riesige Mengen eingeschmuggelten Nachschub zerstört, Kommunikationsgerät, Waffen – und gibt an, etwa 1200 Gegner getötet zu haben. Gleichzeitig wird die Errichtung des beschriebenen Terrorgürtels an Syriens nördlicher Türkei-Grenze von Hafeh bis Hassakeh bekämpft.
Kämpfer aus Camps in der Türkei liefern sich ständig Schießereien nördlich von Aleppo in der Stadt Azaz, gegenüber dem türkischen Städtchen Kilis. Vor einem Monat wurden zwischen Idlib und Azaz 3000 infiltrierte Kämpfer festgestellt, die Syrische Armee hat 800 von ihnen gefangengenommen oder getötet, allein in Azaz. Der Rest hielt sich zumeist in Idlib auf, doch obwohl alle ungefähr vor einem Monat ausgeschaltet wurden, macht ein dauernder Zustrom aus türkischen Lagern den Bereich Idlib-Azaz zur Frontlinie.
Azaz ist ein wichtiges Einfallstor für Aleppo. Offenbar errichten die Aufständischen einen Unruhe-Gürtel von Hafeh bis Idlib und weiter über Aleppo und Azaz bis Hassakeh.

Bevökerung zum Krieg gezwungen
Eine der schrecklichsten Entwicklungen ist, dass die Terroristen die Männer zwingen, beisammen zu bleiben und gegen die Regierungskräfte zu kämpfen. Sie bieten dafür Geld, erschießen Familienmitglieder, wenn sich einer weigert und gehen sogar so weit, dass sie Angehörige gepresster Kämpfer in die Türkei bringen. Wenn die Männer sich dauerhaft weigern, an der Seite der Terroristen und Aufständischen zu kämpfen, lassen diese die Zivilisten nicht einfach gehen, sondern erschießen sie alle zusammen, auch ganze Familien, wie in Houla geschehen.
Terroristen nutzen diesen psychologischen Druck, um Zivilisten zu zwingen, Bomben zu transportieren: indem sie ihre Familien als Geiseln nehmen. Zum Beispiel haben sie so einen Familienvater gezwungen, sein Auto sehr nahe an einen Kontrollpunkt oder an Panzer heranzufahren, dann wird die Sprengladung im Fahrzeug aus einiger Entfernung ferngezündet; so ist es am Dienstag in Rastan vorgekommen: Ein Zivilfahrzeug wurde direkt neben zwei Panzern zur Explosion gebracht. Der Vorfall wurde von den überlebenden Angehörigen des Fahrers, der Ehefrau und den Söhnen, die verschleppt worden waren, aufgedeckt.
Insgesamt wird die Linie von Hafeh bis Hassakeh von jetzt an entscheidend wichtig. Hafeh kann als ebenso bedeutend angesehen werden wie Hama, mit dem Unterschied, dass es am westlichen Ende des Höhenzuges gelegen ist: ein weiterer sehr wichtiger Punkt auf den Nachschub- und Fluchtrouten vom und zum türkischen Nachbarn – und möglicherweise eine neue Basis für Aufständische und Terroristen.

Anmerkung CRH: Es kommt mir so vor, als ob die Verwaltung Syriens nicht mehr besonders stark ist, sonst könnten sich regierungsfeindliche Kräfte nicht immer wieder irgendwo einnisten. Ich werde versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Beitrag wurde bereits von "Russia Today" online gestellt - und morgen von IRIB
http://www.facebook.com/Infoseite.zu.Christoph.Hoerstel
Zwischenüberschriften von Hinter der Fichte.

0.30 Uhr
Frankreich will Krieg um jeden Preis
Dummenfang auf Französisch. Außenminister Fabius will , lt. Reuters, Kapitel VII der UN Charta "anwenden". Er fordert damit die  Verletzung des Völkerrechts und libysches Chaos.  Kapitel VII enthält nämlich Maßnahmen bei Bedrohung des Weltfriedens. Exakt damit wurde 2011 die Resolution 1973 gegen Libyen begründet, obwohl Libyen, im Gegensatz zur NATO, nun bestimmt keine Bedrohung für den Weltfrieden war. Und darauf wollen die Franzosen hinaus: Artikel 42 im Kapitel VII besagt
Ist der Sicherheitsrat der Auffassung, daß die in Artikel 41 (Maßnahmen ohne Waffengewalt) vorgesehenen Maßnahmen unzulänglich sein würden oder sich als unzulänglich erwiesen haben, so kann er mit Luft-, See- oder Landstreitkräften die zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen durchführen."
Fabius "hofft"  die Russen werden damit einverstanden sein (was für eine Heuchelei) und die Anwendung von Gewalt gestatten.

Flugverbotszone - Einfallstor der NATO
Fabius weiter: Eine Flugverbotszone wäre ebenfalls eine andere Option. Auch das war exakt die Lüge, die zum Libyenkrieg führte und von Grünen und SPD in Deutschland mit hochrotem Kopf verfochten wurde.

Obergrüner Cohn-Bendit lockt in den Krieg

Die schrecklichen Ergebnisse dieser "Zone" sind bekannt. Ob Sarkozy oder Hollande – es bleibt eine imperialistische aggressive Regierung. Die Russen werden kein zweites Mal einen NATO-Krieg zulassen.
Frankreich beißt tollwütig um sich und erhöht den psychologischen Druck. Auf dem nächsten Meeting der EU-Außenminister sollen die Sanktionen
weiter verschärft werden. Die “internationale Gemeinschaft”, wie sich die NATO großkotzig nennt, würde eine Liste syrischer Militärs erstellen, die von der “internationalen Justiz” verfolgt würden, gemeinsam mit Assad und seinem unmittelbaren Umfeld. “Die haben das Schiff zu verlassen.”