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Freitag, 9. Dezember 2011

ZDF: Der Intendant lacht über toten Gaddafi

Ein Herr lacht. Was hat ihn so heiter gestimmt?


Der Herr heißt Markus Schächter, laut Süddeutscher Zeitung unionsnaher Journalist; einst Chef der Öffentlichkeitsarbeit im CDU-geführten Kultusministe­ri­um Rhein­­land-Pfalz. Heute ist der lachende Mann Intendant des ZDF und Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Er hat Geschichte, Politik, Publizistik und Reli­gions­­wis­senschaften in Deutschland und Frankreich studiert. Im Beisein seiner Gattin würde er nicht über einen Herrenwitz lachen.
Wir sehen ihn hier zu Beginn in der letzten „Wetten, dass…“-Sendung des Staatssenders. Der schrille Gottschalk hat eben in HD und live in Schächters Sender einen abartigen Witz, über den bestialisch ermordeten Muammar Gaddafi abgesondert. Darüber lacht Herr Schächter.
Wie Schächter freut sich auch ein BLÖD-Blatt ohne Wirtschaftsteil und Feuilleton diebisch über Gottschalk. 
"Sein letzter Auftritt war ein fulminantes Feuerwerk von Sprüchen. 'Es ist die allerletzte Sendung. Ich bin der letzte Clown, der noch unterwegs ist. Gaddafi ist weg, Berlusconi ist weg.'“ BILD 4. 12. 2011
Im Medien-Magazin DWDL schreibt dazu gar ein Alexander Krei allen Ernstes
"Ich bin der letzte Clown, der noch da ist", scherzte er gleich zu Beginn der Sendung und ergänzte: 'Berlusconi ist weg, Gaddafi ist weg.' Wie kaum ein anderer fand Gottschalk bis zuletzt stets den richtigen Ton….“
Gottschalk, der für seine Betroffenheit gelobt wurde, als ein Kandidat sich auf der Jagd nach Ruhm bei ihm den Hals brach, erheitert sich über einen zu Tode Gefolterten und verunglimpft ihn – der allgemeinen politischen Vorgabe folgend- als Clown. Gottschalk ist ein Hofnarr der herrschenden unfeinen Gesellschaft und deshalb sind diese „Witze“ nicht spontan. Sie sind Ausdruck einer gezielt erzeugten politischen Dummheit und Abstumpfung - und gewollt. Sonst würde sein Boss nicht darüber lachen.

Man kann so etwas nicht auf die leichte Schulter nehmen. In einem Sender mit Milliardenbudget und Tausenden Mitarbeitern passiert nichts grundlos. Gaddafi wird umfassend diffamiert - wie das ZDF in seiner heute-show zeigt. Das ZDF vertritt wie kaum ein anderer Sender konsequent imperialistische Ideologie, wie heute wieder die Berichterstattungen zu Syrien und Russland zeigen. Selbst winzige Feigenblätter wie "Neues aus der Anstalt" sind nach Georg Schramm zur Pseudokritik kastriert worden.
"Die meisten ARD-Anstalten und auch das ZDF sind im weiteren Sinne Regierungsfernsehen geworden. In ihren Gremien spielen politische Parteien und politisch verortete 'gesellschaftliche Gruppierungen' entscheidende Rollen. Unter den Senderhierarchen finden sich etliche, die antizipieren, was unter Umständen in der jeweiligen Staatskanzlei als Problem gesehen werden könnte."
Kurt Kister, Süddeutsche, 11. 9. 2007